Page 179 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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• Die o.g. Befürchtungen betreffen auch und insbesondere
die eventuelle Kontamination des Verbrauchsmaterials mit
Polydimethylsiloxan PDMS (Silikonöl)
1,3 Spurenelementen von Substanzen, die z. B. dem ostasia-
tischen Verbrauchsmaterial-Produzenten gar nicht bekannt
1,1 sind, weil sie für das Gros der Produkt-Anwender dort keine
0,9 Relevanz haben oder in Ermangelung eigenen analytischen
Abschwächung 0,7 Beim Produkt Nitril-Handschuhe - für den Gebrauch in
Instrumentariums lange unerkannt bleiben.
0,5
reiner Arbeitsumgebung umgangssprachlich auch Reinraum-
0,3
Handschuhe genannt - kommt es immer wieder vor, dass
0,1
Silikonölreste in der Nitril-Matrix enthalten sind [2]. Dies
-0,1 kann insbesondere dann problematisch sein, wenn mit
3650 2650 1650 650 solchen Handschuhen kritische Objekt - Oberflächen berührt
Wellenzahl [1/cm] werden, die beispielsweise für Prozesse des adhäsiven Fügens
(Klebens) vorbereitet sind. Für solche Einsatzfälle wird dem
Abb. 4 FTIR-Spektrum von Silikonöl/Polydimehtylsiloxan Anwender empfohlen, die Handschuhe direkt beim Herstel-
PDMS ler zu beziehen und von diesem ein Zertifikat mit Angabe
der Silikonöl-Rest-Kontamination zu verlangen. Bei kleineren
Bedarfsmengen kann dies auf Schwierigkeiten stoßen, weil
sich die Aussage “silikonfrei“ normalerweise nicht auf den Spu-
renbereich bezieht.
Auch und insbesondere in der Reinraum-Bekleidung können
Silikonöl-Spuren enthalten sein. Eine Betriebsgefährdung ist
hier wegen der geringeren Berührungs-Wahrscheinlichkeit
gefährdeter Teile jedoch weniger gegeben als bei den beiden
zuvor genannten Produkten.
9.7 Analytische Bestimmbarkeit Es gibt eine Reihe von Fachaufsätzen, die sich auf die analyti-
sche Bestimmbarkeit von Silikonölen bis hinein in den Spuren-
bereich beziehen. Deren Aussagen sind jedoch nicht speziell
auf das Verbrauchsmaterial der Reintechnik bezogen. Wir
wollten daher zu eigenen Aussagen auf der Basis von Prüfun-
gen mit dem bei uns vorhandenen Instrumentarium kommen.
Außerdem gehen wir weiter unten noch auf die interessanten
0,25
Erkenntnisse von Tobias Mundry in seiner Dissertation ein.
0,2 FTIR: Es wurden eigene Laborversuche zur quantitativen
Peakfläche / (Abs x cm - ¹) 0,15 R² = 0,9955 chen von PU Vlies-Handschuhen mittels Infrarot-Spektroskopie
Bestimmung etwaiger Silikonölspuren auf den inneren Oberflä-
(FTIR) durchgeführt. Das für Silikonöle charakteristische Spek-
trum ist in Abb. 4 dargestellt.
0,1
Um plausible Ergebnisse zu erhalten, wurde das für diese
0,05
Untersuchung eingesetzte FTIR-Spektrometer mit Silikonöl-
Massen von 50 bis 1000 Nanogramm kalibriert. Die entspre-
0 chende Kalibrier-Funktion ist in Abb. 5 dargestellt.
0 500 1000
Masse Silikonöl /ng
Bei Versuchen mit 2-Propanol von 99,99 % Reinheit zeigte
sich nach 20 min. Mikrowellenextraktion der PU-Handschuhe
Abb. 5 Kalibrierfunktion für Silikonöl-Massen von 50 bis
1000 Nanogramm für das in dieser Untersuchung genutzte im FTIR bei der ATR- oder Dial-Path-Methode wie zu erwarten
FTIR-Spektrometer. kein Hinweis auf Silikonöl-Spuren.
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