Page 151 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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7.3 Bestimmung der Verunreinigungs-         Angesichts der geschilderten Situation schien es sinnvoll, ein
           masse durch Laserfluoreszenz                Instrumentarium zu entwickeln, womit sich die Reinigungs-
                                                       Leistung unterschiedlicher Tücher ohne größeren Aufwand
                                                       messen ließ. Dazu bedurfte es einer Methode, mit deren Hilfe
                                                       sich die Masse einer Verunreinigung auf Oberflächen in kurzen
                                                       Messintervallen quasi kontinuierlich messen lässt. Diese
                                                       Möglichkeit bietet die Laser-Fluoreszenz-Messung [1]. Die
                                                       Laser-Fluoreszenz ist ein physikalisches Phänomen, mit dessen
                                                       Hilfe sich die Masse von Kohlenwasserstoffen beispielsweise in
                                                       Form von Öl oder Schmier-Schichten bis hin zur Masse weniger
                                                       Moleküllagen bestimmen lässt. Bei dem Verfahren wird die
                                                       auf der Oberfläche befindliche Verunreinigung durch einen
                                                       UV-Microchip-Laser im Spektral-Bereich bei Wellenlängen
                                                       von 266 oder 355 nm zur Fluoreszenz angeregt. Die Fluores-
                                                       zenz erfolgt dann in einem Spektralbereich von 405 nm. Die
                                                       Intensität der Fluoreszenz wird mit Hilfe eines Sekundär-Elek-
                                                       tronen-Vervielfachers gemessen und korreliert mit der Masse
                                                       des aliphatischen Kohlenwasserstoff-Anteils einer geeigneten
                                                       öl- oder schmierartigen Stoffmasse. Aliphatische Kohlenwas-
                                                       serstoffe sind - komplementär zu den aromatischen - nicht-
                                                       polare Kohlenwasserstoffe von lipophilem Charakter. Ist also
                                                       der fluoreszierende Anteil eines Stoffgemischs einmal bekannt,
                                                       so lässt sich prinzipiell auf die Gesamtmasse des Gemischs
                                                       schließen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, ehemals der
                                                       Universität Kiel, hat das Verfahren in ein praxistaugliches
                                                       Gerät umgesetzt, welches unter der industriellen Bezeichnung
                                                       Kontavisor™ von der Systektum GmbH in Flensburg vertrie-
                                                       ben wird. Dieses Gerät erscheint besonders geeignet für die
                                                       Zwecke der Massebestimmung Kohlenwasserstoff-haltiger
                                                       Verunreinigungs-Schichten auf Oberflächen. Die Messzeit des
                                                       Kontavisor-Gerätes beträgt durchschnittlich 1 Sekunde pro
                                                       Messung. Durch diesen im Vergleich zu den bisher eingesetz-
                                                       ten Messmethoden wie Ellipsometrie oder Mikro-Gravimetrie
                                                       geringen Zeitaufwand ist es nun prinzipiell möglich geworden,
                                                       verschiedene Aspekte des wischenden Reinigungsvorgangs
                                                       unter Berücksichtigung unterschiedlicher Wischmittel-Kon-
                                                       struktionen, unterschiedlich strukturierter Oberflächen und
                                                       Lösungsmittel-Tränkungen der Tücher ohne den bisher nötigen
                                                       Zeitaufwand zu untersuchen. Dies wird möglich, durch die
                                                       Kombination des Verfahrens mit dem vom Autor entwickelten
                                                       Rotations-Wischsimulator Mark III-Reinigungszeit-Prüfgerät
                                                       (siehe Abb. 7), das hier erstmalig vorgestellt wird.


           7.4 Eine geeignete Standard-                Das oben beschriebene Verfahren lässt sich zur Bestimmung
           Verunreinigung                              der Effektivität von Reinigungs-Prozeduren und somit auch zur
                                                       Bestimmung der Reinigungs-Leistung (Qualität) von Präzisi-
                                                       ons- und Fein-Reinigungs-Tüchern einsetzen. Die Reinigungs-
                                                       Leistung ergibt sich aus der Differenz zwischen der auf eine
                                                       Prüf-Oberfläche aufgebrachten und der nach einer spezifizier-
                                                       ten Reinigungs-Prozedur dort verbleibenden Verunreinigungs-
                                                       Masse. Kritiker der Methode werden zunächst einwenden,
                                                       dass die beschriebene Standard-Verunreinigung nur eine von
                                                       vielen möglichen Verunreinigungen sein kann. Es wäre jedoch

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