Page 152 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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ein Fehler, anzunehmen, dass eine Verunreinigung technischer
                                                       Oberflächen z. B. ausschließlich aus Partikeln bestünde. Dies
                                                       würde voraussetzen, dass es eine Oberfläche idealer Reinheit
                                                       gäbe, welche ausschließlich durch einen Partikelbelag verunrei-
                                                       nigt wäre. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Mehrzahl von
                                     1                 Verunreinigungen im Fertigungsumfeld der HiTech-Industrien
                                                       im Wesentlichen aus einem Gemisch dünner, zumeist organi-
                                                       scher Schichten und Partikeln besteht. Als wirksame, Verunrei-
                   +                                   nigungs-Masse muss daher ein dünnschichtiger, niederviskoser
                   -                 2                 Schmier aus Prozess-Rückständen, atmosphärischen Abla-
                                                       gerungen, Lösungsmittel-Rückständen zuvor erfolgter Reini-
                                    3                  gungs-Prozeduren und darauf abgelagerter Partikel angenom-
                                                       men werden. Als messtechnisch brauchbares und praxisnahes
                                          4            Substitut für solche dünnschichtigen Ablagerungen lässt sich
                                                       somit ein mittelviskoses mineralisches Öl, das z. B. mit einem
                                                       Reinigungsbenzin verdünnt ist einsetzen. Bei der Anmischung
                                     5                 dieser Zubereitung ist darauf zu achten, dass das Gemisch
                                                       homogen ist und bei einer Anregung im Wellenlängenbereich
                                            6          von 266 oder 355 nm ausreichend fluoresziert.
                  1 starr aufgehängter Elektromotor
                  2 Drehmomentgeber N/cm (bei Mark II)  Zur Bestimmung der Reinigungs-Leistung von Präzisions- und
                  3 flexible Kupplung
                  4 Rotorblock                         Fein-Reinigungs-Tüchern auf verschiedenen Oberflächen muss
                  5 Wischmittel-Prüfling               zunächst die Möglichkeit gefunden werden, eine stets gleich
                  6 Schale mit rauem Boden             bleibende Masse z. B. eines Fluoreszenz-Öls, in der o. a.

           Abb. 4 Schema der Labuda-Rotations-Wischsimulatoren   Zubereitung von uns als „Fluorol“ benannt, flächig auf die
           Mark I und II                               Prüf-Oberfläche aufzubringen. Es muss dabei vor Allem sicher-
                                                       gestellt sein, dass die Auftragsmenge des Öls innerhalb der
                                                       eingestellten Messgrenzen des Kontavisor-Gerätes liegt und
                                                       innerhalb statistischer Grenzen stets gleich bleibt. Mit Hilfe des
                                                       bekannten Labuda Rotations-Wischsimulators Mark II (Abb. 4)
                                                       oder auch des Labuda Linear-Wischsimulators Mark II (aus-
                                                       führlich beschrieben auf S. 165 ff.) lässt sich eine, auf die
                                                       Prüfoberfläche aufgebrachte Fluorol-Schicht unter kont-
                                                       rollierten Bedingungen durch Wischen entfernen und so
                                                       die Reinigungs-Leistung des Prüflings in % Abtrag von der
                                                       aufgetragenen Verunreinigungs-Masse bestimmen. Die o. a.
                                                       Wischsimulatoren erlauben es, jedes beliebige Wischmittel zu
                                                       prüfen und zudem die Einstellungen der Parameter Wischweg,
                                                       Wischgeschwindigkeit und Andruckkraft zu variieren. Auch
                                                       lassen sich Teile der Metallplatten, auf denen die Wischvor-
                                                       gänge stattfinden, austauschen. So lassen sich beispielsweise
                                                       Prüf-Oberflächen unterschiedlicher Materialbeschaffenheit
                                                       einsetzen. Aus den derart ermittelten Daten der Reinigungs-
                                                       Leistung lassen sich die folgenden Erkenntnisse gewinnen:

                                                        • Die Dauer der Reinigungs-Prozedur bei Einsatz eines
                                                         bestimmten Tuchs bis zu einem vorbestimmten Reinigungs-
                                                         grad in % der ursprünglichen Verunreinigungs-Masse.
                                                        • Die Reinigungs-Leistung in % (Effektivität) eines bestimm-
                                                         ten Reinigungstuchs bei vorgegebener Reinigungszeit oder
                                                         die maximale Reinigungs-Leistung eines bestimmten Tuchs.
                                                        • Die Reinigungs-Leistung von Tüchern bei Tränkung durch
                                                         verschiedene Lösungsmittel.

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