Page 186 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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So stellte sich zunächst einmal die Aufgabe, eine Methode zur
                                                       schnellen Beurteilung von Lösungsmittel-Reinheit zu entwi-
                                                       ckeln. Brauchten wir doch hoch-reine Lösungsmittel um reine
                                                       Oberflächen zu erzeugen. Referenz-Oberflächen machten uns
                                                       die vergleichende Beurteilung von Verunreinigung überhaupt
                                                       erst möglich. Technische Oberflächen-Reinheit lässt sich in
                                                       vielen Fällen vor allem durch den Einsatz hochgradig gerei-
                                                       nigter Lösungsmittel erzielen - etwa durch reinigende Spül-
                                                       vorgänge oder durch Lösungsmittel-unterstützte wischende
                                                       Reinigungs-Prozeduren.

           10.2 Entwicklung eines Indikator-           Zur Entwicklung eines Visualisierungs-Systems für die Chemi-
           Systems                                     kalien-Reinheit von Lösungsmitteln griffen wir zurück auf eine
                                                       Arbeit von Bernhardt Klumpp aus dem Jahr 1993, der in seiner
                                                       Dissertation ein interessantes System zur Erfassung von Parti-
                                                       keln auf Oberflächen mittels gerichteten Schräglichts beschrie-
                                                       ben hatte. Später waren wir auf eine Arbeit von Robert Deegan
                                                       [1] gestoßen, in der Deegan den sog. Kaffee-Ring-Effekt
                                                       beschrieben und analysiert hatte:

                                                       Wenn der Tropfen einer Partikel-haltigen Flüssigkeit auf die
                                                       glatte Oberfläche eines Festkörpers gelangt und dort ver-
                                                       dampft, so sammeln sich die im Tropfen gelösten Partikel in
                                                       dessen Randbereich. Sie bilden dort eine gut sichtbare Zone
                                                       erhöhter Partikeldichte. Dabei wird der Tropfenrand durch die
                                                       bekannten Haftkräfte an der Substrat-Oberfläche fixiert. Die
                                                       Herausforderung bestand nun darin, das Klumppsche Detek-
                                                       tions- und Bildverarbeitungs-System mit der Mie-Streuung
                                                       als Basis und den Kaffeering-Effekt miteinander zu kombinie-
                                                       ren. Wir vermuteten, dass sich bei Kombination der Systeme
                                                       nicht lediglich Feststoff-Partikel abbilden ließen, sondern vor
                                                       allem auch nicht flüchtige Rückstände flüssiger Phasen. Diese
                                                       stammen z. B. aus der Destillation von Lösungsmitteln wie
                                                       Aceton, 2-Propanol, n-Hexan oder Benzin. Wir vermuteten,
                                                       sie würden sich mikroskopisch in der Verdichtungs-Zone als
                                                       ringförmige Tropfenrand-Strukturen zeigen wenn wir sie auf
                                                       ein schwarz gefärbtes Substrat brächten und mit gerichte-
                                                       tem Schräglicht beleuchteten. Im Experiment bestätigte sich
                                                       unsere Vermutung. Zur Steigerung des Abbildungs-Kontrasts
                                                       bedampften wir zunächst im Hochvakuum das schwarz
                                                       gefärbte Glassubstrat mit einer Iridium-Schicht, so dass wir
                                                       die Reflexion der Glasoberfläche auf unter 3 % reduzieren
                                                       konnten und damit eine deutliche Erhöhung des Abbildungs-
                                                       Kontrasts erzielten. Nachteil bedampfter Platten ist, dass sie
                                                       sehr kratzempfindlich sind. Wir suchten und fanden kratzfeste-
                                                       res Glas, allerdings mit etwas geringerem Bildkontrast, das wir
                                                       nun einsetzen.
                                                       Unsere Aufgabenstellung umfasste im Wesentlichen vier spezi-
                                                       elle Zielsetzungen:
                                                       1- die mikroskopische Sichtbarmachung nicht flüchti-
                                                          ger Rückstände in prinzipiell reinen Flüssigkeiten wie
                                                          Lösungsmitteln.

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