Page 319 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen

und Faserfragmente durch Nachreinigen von der Oberfläche
20.5 Problematik der Produktbewertung
entfernt werden. Dadurch nehmen die Reinigungsvorgänge viel
Zeit in Anspruch. Ein Teil der eingesetzten Reinraum-Tücher
wird vor ihrem Einsatz mit Hilfe einer lösungsmittel-gefüllten
Spritzflasche getränkt. So kommt es oft in der Mitte des
zumeist 2-fach gefalteten Tuches zu einer Übertränkung der
Mittenzone. Beim nachfolgenden Wischvorgang besteht dann
die Gefahr, dass die Reinigungs-Effektivität so weit herabge-
setzt ist, dass die Oberfläche nach dem Wischvorgang nicht
viel reiner ist als zuvor. Dies spricht wiederum für den Einsatz
homogen vorgefeuchteter Tücher.
20.4.5 Einsatz von vorgefeuchteten Tüchern
Ein nicht geringer Teil der Reinigungsarbeiten im Reinraum
wird bei vielen Anwendern mit Hilfe lösungsmittel-getränkter
Tücher durchgeführt. Das erspart das ortsnahe Befeuchten
derselben z. B. mit Isopropyl-Alkohol-DI-Wasser-Gemisch.
Außerdem lassen sich die relativ kleinen Verpackungen solcher
Tücher im Reinraum leicht ablegen. Andererseits: Die Preise
für getränkte Tücher sind deutlich höher als für solche im Tro-
ckenzustand. Zudem hinterlassen sie durch den Wischvorgang
oftmals Spuren nicht flüchtiger Rückstände auf den gereinigten
Objekt-Oberflächen (siehe Abb. 12-14). Diese stehen mögli-
cherweise im Zusammenhang mit der Langzeit-Exposition der
Polymere in alkoholischen Lösungsmitteln. Handelt es sich um
Vliesstoff-Tücher, dann löst der Alkohol im Laufe der Lage-
rungs-Zeit Teile der Polymer-Matrix an und es kommt beim
Reinigungsvorgang zum Oberflächen-Auftrag von Schmier. Bei
den Gestrick-Tüchern hingegen sind es die Spinn- und Stricköl-
Rückstände aus der Filamentgarn-Herstellung, die durch den
Alkohol gelöst werden und beim Wischvorgang auf die Objekt-
Oberfläche gelangen können (siehe Abb. 12-14). Zusammen-
fassend sind vorgefeuchtete Tücher für die Grob-Reinigung
recht gut, aber für die Fein- und Präzisionsreinigung nur dann
geeignet, wenn die Oberflächen anschließend einer Nachreini-
gung unterzogen werden.
Industrielle Produkte werden normalerweise nach einem
zuverlässigen Bewertungsschema bewertet, welches in einer
Spezifikation zusammengefasst ist. Das sind in Deutschland
z. B. die DIN-Normen. Für Reinigungs-Tücher bestehen jedoch
bisher keine DIN-Normen. Daher war es auch nicht möglich,
Reinraum-Tücher nach ihrer reinraumtechnischen Eignung
nach DIN zu klassifizieren. Diese Situation machen sich ins-
besondere Händler und zweitklassige Hersteller zunutze. Sie
bezeichnen jedes wie auch immer geartete Tuch als „Rein-
raum-Tuch“, solange es nur weiß oder blau ist. Der Anwender
ist mit der Auswahl oftmals überfordert und spezifiziert in
Ermangelung geeigneter Spezial-Prüfgeräte irgendein Tuch -
zumeist nach Kosten-Gesichtspunkten oder im Rahmen von
Versorgungs-Kontrakten. Die Kontrakt-Versorger haben jedoch
nur dann ein Interesse hocheffektive Reinigungs-Tücher an
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