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- Hirtenfrau in Palästina,
FP 038
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Kinder ohne Grenzen
,
FP 066
Das ästhetische Fundament
Eckhard Schollmeyer hat meine künstlerische Arbeit in seiner Laudatio
mit Silberfäden an die abendländische Philosophie
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gekettet. Ich will
mich daher im Folgenden ausschließlich auf das Phänomen Ästhetik
beschränken und dies auch nur insoweit meine hier besprochenen
Arbeiten davon berührt werden.
Für mich ist das Schöne die Grundlage alles Bildnerischen, und so
bemühe ich mich bei allen meinen Bildern um ästhetische Gestaltung.
Antiästhetische Positionen haben die bildende Kunst seit dem 20. Jahr-
hundert geprägt, wohl auch in dem Versuch, das gesellschaftlich eta-
blierte Ordnungsgefüge infrage zu stellen. Es kann nicht bestritten wer-
den, dass der ständig wiederholte Gebrauch ästhetisch vollendeter For-
men zu einem verdrießenden Déjà-vu führt.
Auf der anderen Seite entstand aber zeitgleich eine abgeklärte, allgemein
verständliche, die sozialen Schichten übergreifende Formensprache.
Diese zeigt sich in der Rückbesinnung auf die Urformen und auf eine
Schönheit des Einfachen. Das Bauhaus, die Konkreten wie Bill und später
die Minimalisten wie Judd, LeWitt und Mangold aber auf anderer Ebene
auch Generationen skandinavischer Designer haben dazu ihren Beitrag
geleistet. Diese Formen sind für sich gesehen und als Einzelelemente
betrachtet, schön im ursprünglichen Sinne, aber sie lassen beispiels-
weise im architektonischen Verbund oft die narrative, das Spirituelle mit
dem Humanen vermittelnde Komponente vermissen und hier findet sich
eine Ursache des allgemeinen Unbehagens an unserer Architektur.
Materie und Energie verändern sich, auf sich belassen, nach dem Lehr-
satz zur Entropie stets vom geordneten zum ungeordneten Zustand hin.
Zur Erhaltung des geordneten Zustands oder zur Herbeiführung eines
höhergradig geordneten Zustands muss demzufolge Arbeit aufgewendet
werden. Versuchen wir eine Analogie über die soziale Entropie zur Ästhe-
tik, so ist es eine These, dass derjenige Zustand eines visuellen Systems,
der weitestgehend den Gesetzmäßigkeiten der Ästhetik entspricht, auch
der weitestgehend Geordnete aller möglichen, visuellen Zustände sei. Es
bedarf somit des ständigen Eintrags von Arbeit, um diesen Zustand zu
erhalten. Es lässt sich auch folgern, dass ohne den Eintrag von Arbeit die
Entropie, hier einmal gleichgesetzt mit „Unordnung“ des ästhetischen
Systems, ständig zunimmt. Wohl strebt der Zeitpfeil der Welt einem