Page 125 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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6.3.2 Der Entladungs-Zeitwert Wir waren auf der Suche nach zeitsparenden Prüfmethoden
für den Reinheitsstatus textiler Werkstoffe vor und nach ihrer
Dekontamination sowie der nachfolgenden Trocknung. Als
eine der Möglichkeiten untersuchten wir im Clear & Clean-For-
schungslabor das elektrische Ladungs- und Entladungs-Verhal-
ten textiler Werkstoffe in Abhängigkeit von unterschiedlichen
Reinheitszuständen. Wir vermuteten, dass bei gleichbleibender
Umgebungs-Feuchte und Temperatur unterschiedlich stark
verunreinigte textile Werkstoffe auch ein unterschiedliches
elektrisches Entladungsverhalten aufweisen müssten, wenn sie
zuvor eine elektrische Flächenladung erhielten.
Wir fanden ein marktgängiges Gerät zur Entladungs-Messung
(Discharge Meter) das so konstruiert ist, dass der textile Prüf-
ling damit im ersten Prozess-Schritt elektrisch entladen wird.
Erst danach wird er in einem Faraday´schen Käfig von 0 Volt
an aufgeladen. Dann wird die elektrische Entladung über die
Zeit gemessen und aufgezeichnet. Die ersten Versuche führten
wir mit einem Tensid-Wasser-Gemisch von geringer Tensid-
Konzentration durch, womit der Prüfling zunächst getränkt und
anschließend getrocknet wurde. Unsere Vermutung zeigte sich
bestätigt: Hochgradig dekontaminierte Tücher entluden sich
in der vorgegebenen Zeit von 10 Sekunden lediglich um max
2 % und je höher der Verunreinigungs-Grad der Tücher war,
desto geringer wurde deren Restladung relativ zur bei reinen
Tüchern erreichbaren Spitzenladung.
Wir führten über 3 Jahre hinweg einige tausend Messungen an
dekontaminierten HiTech-Reinigungs-Tüchern unterschiedlicher
Dekontaminations-Zustände durch. Aufgrund dessen können
wir heute feststellen, dass der Rest-Verunreinigungsgrad eines
HiTech-Reinigungstuchs aus Polyester nach Dekontamination
mit dem Zustand seiner elektrischen Entladung nach einer
bestimmten Entladungszeit korreliert. Diese Erkenntnis bezieht
sich auf HiTech-Tücher aus verstrickten Polyethylentereph-
thalat-Filamenten die vor ihrer Dekontamination mit Spinnöl,
Stricköl und Tensid als Faden-Gleitsubstanzen ausgerüstet
worden waren. Spuren davon verbleiben dauerhaft im Textil.
Die aquatische Dekontamination erfolgte mit Industrie-Wasch-
maschinen hoher Wascheffektivität und im Rahmen bekannter
Dekontaminations-Verfahren.
Prüflinge textiler Werkstoffe die einen hohen Dekontamina-
tionsgrad aufweisen, behalten innerhalb einer vorbestimm-
ten Zeitspanne bis zu 99 % ihrer initialen elektrostatischen
Ladung. Prüflinge geringerer Dekontaminationsgrade weisen
auch entsprechend geringere Ladungs-Prozentsätze auf. Es
darf daraus geschlossen werden, dass die Ladungserhaltung
mit dem Dekontaminationsgrad der textilen Werkstoffe korre-
liert. Die nachstehend aufgeführten Tabellen verdeutlichen die
in Erfahrung gebrachten Korrelationen.
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