Page 122 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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6.3 Metrologie der Material-Reinheit        1.1. Was ist das Zeta-Potential?

           6.3.1 Zeta-Durchfluss-Potential-            Das Zeta-Potential ist eine elektrische Größe, die sich aus dem
           Bestimmung                                  elektrischen Ladungs-Potential konkretisiert, das entsteht,
                                                       wenn die diffuse Ladungsträger-Wolke D (siehe Abb. 28 und
                                                       28a) von einer Oberfläche abgeschert wird. Dies geschieht
                                                       beispielsweise, wenn eine Flüssigkeit über eine Festkörper-
                                                       Oberfläche hinwegströmt. Die diffuse Ladungsträger-Wolke
                       Sternschicht S                  wird dann durch den Flüssigkeits-Strom zerstört, während die
                                                       ersten beiden Lagen der Sternschicht erhalten bleiben.
                            diffuse
                   + -      Ladungsträger-Wolke D      Das Zeta-Potential beschreibt die Wechselwirkung zwischen
                   + -   +                             einer Festkörper-Oberfläche und einer diese Oberfläche benet-
                   + -    -  -                         zenden Flüssigkeit.
                 Festkörper  + -  +  - +               Da die Festkörper-Oberfläche aus Atomen und Molekülen
                   + -
                   + -
                   + -
                   + -     -                           besteht, die ihrerseits aus Ladungsträgern bestehen, besitzt
                                                       auch die Oberfläche einen bestimmten Ladungszustand.
                                                       Kommt nun die Festkörper-Oberfläche mit einer bestimmten
                                    Potenzial          Flüssigkeit in Kontakt, so werden sich die affinen Ladungsträ-
                        Ψ
                        δ                              ger der Flüssigkeit unmittelbar an die Oberfläche anlagern,
                                                       weil sie in der Flüssigkeit frei beweglich sind. Dies ist die als
                                                       Helmholtz’sche Doppelschicht bekannte Formation. Damit der
                      Abstand
                                                       neutrale Zustand der Flüssigkeit erhalten bleibt, bildet sich
           Abb. 28 Schema des Stern-Potentials         um die erste Doppelschicht (Sternschicht) herum eine diffuse
                                                       Wolke weiterer Ladungsträger ohne feste Bindung.
                              +
                 S   +   +   -  +  -
                    -  -    -    -  +   D              1.2 Wie wird das Zeta-Potential von Textilien
                                                             gemessen?
                   + -  ++++++++++++++++++++++++++++++++++  +
                  +               -  +  -              Bei der Zeta-Potentialmessung an textilen Werkstoffen wird
                  -  -             +                   der Prüfling von der Mess-Flüssigkeit durchströmt (Abb. 29).
                                                       Infolge der Durchströmung wird die Ladungsträger-Wolke auf
                    +           -   +                  der Garn-Oberfläche abgeschoren. Dabei entsteht das sog.
                      -  +  -  +  -
                      +     -  -  +                    Zeta-Potential (in mV).

           Abb. 28a Stern-Potential an einer Textilfaser  Dies bedeutet, dass die Mess-Flüssigkeit durch den Prüfling
                                                       hindurch strömt, wozu dieser quer zum Flüssigkeits-Strom
                                                       angeordnet wird. Der Flüssigkeits-Strom wird durch einen
                                                       ausreichend bemessenen Druckgradienten durch den Prüfling
                                                       hindurch aufrechterhalten.

                                                       1.3. Die Messung der pH-Abhängigkeit des Zeta-
                                                              Potentials

                                                       Moleküle haben, abhängig von der Art und Anordnung der
                                                       Atome oder der Atomgruppen unterschiedliche Dipolmomente.
                                                       Polyester und Polyamid gehören zwar beide zur Gruppe der
                                                       Polymere, sind jedoch aus unterschiedlichen Molekülen auf-
                                                       gebaut. Auch ihre Zeta-Potentiale sind daher unterschiedlich
                        Druckgradient                  hoch. Eine einfache Methode, um weitere Informationen über
           Abb. 29 Bestimmung des Zeta-Potentials eines   die Chemie im Mess-Aufbau des Festkörpers zu gewinnen,
           Textils (Mitte) durch Abscherung von Ladungs-  ist daher die Änderung des pH-Wertes der Messlösung. Da
           trägern bei der Durchströmung

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