Page 273 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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15.3 Qualitätsprüfung von Ein Problem für viele Anwender ist die reintechnische Quali-
Reinraum-Handschuhen täts-Beurteilung der angelieferten Handschuhe. Der größte Teil
des Welt-Anbietermarktes liegt in Asien. Wenn eine Charge aus
solchen Herstellerländern einmal nicht spezifikationsgemäß
geliefert wird, so ist ein Ersatz in Tagen meist nicht möglich
und die Prüfung einer Reklamation kann Monate in Anspruch
nehmen. Hinzu kommt ein reintechnisches Problem im Rahmen
der Handschuhfertigung: Bei der Herstellung von Latex-,
Nitril- oder Vinyl-Handschuhen werden die keramischen Hand-
Latex-Handschuh Mio. Part > 0,5 µm schuhformen normalerweise mit Maismehl gepudert, um die
Haftung der Handschuhe an den Keramikformen zu verringern
1 0,185
und ein leichteres Abziehen der vulkanisierten Handschuhe
2 0,391 von der Form zu ermöglichen. Aus dieser Tatsache ergibt sich
3 0,481 die generelle Verunreinigung der Fertigungs-Umgebung mit
nackte Hand Maismehl-Staub in vielen Fertigungsbetrieben. Wohl werden
in den Fertigungsstätten, welche hauptsächlich medizinische
1 2,223
Untersuchungs-Handschuhe sowie auch Reinraum-Handschuhe
2 1,58 herstellen, entsprechende Dekontaminierungs-Prozesse einge-
3 1,15 setzt (mehrfaches Waschen der Reinraum-Handschuhe), aber
weil der Anteil der Reinraum-Handschuhe oftmals < 5 % der
Tabelle 1 Partikelfreisetzung im Vergleich Latex- gesamten Fertigungsmenge beträgt, ist für die Hersteller das
Handschuh / nackte Hand. Prüfmethode: 3-faches Problem Maismehl-Staub nicht leicht lösbar. Die Anlieferungs-
Tauchen der Hand / der Handschuhe in ein DI-Wasser-
Bad, nachfolgend mikroskopische Partikelauswertung des Qualität von Reinraum-Handschuhen ist daher je nach Herstel-
Filtrats. ler sehr unterschiedlich (siehe Tabelle 1).
Aus dem Gesagten wird verständlich, dass einige Handschuh-
Anwender eigene Prüfungen durchführen möchten, um ein
Langzeit-Qualitäts-Profil für das Produkt ihrer Wahl aufzu-
bauen. Zumeist fehlt es beim Anwender jedoch an geeignetem
Instrumentarium und prüftechnischer Erfahrung. So geraten
immer wieder ungeprüft große Mengen hochgradig kontami-
nierter Handschuhe in die HiTech-Fertigung. Hier bietet es sich
aus Sicherheitsgründen an, ein Speziallabor zu beauftragen,
welches turnusmäßig reintechnische Prüfungen an den gelie-
ferten Handschuhen durchführt und über das entsprechende
Equipment als auch über die speziellen Erfahrungen verfügt.
Die REM-Aufnahmen (Abb. 2 bis 6) zeigen deutlich die rein-
technisch betrachtet kritischen Strukturen der Oberflächen
verschiedener Typen von Reinraumhandschuhen.
Abb. 2 Struktur eines Latex-Handschuhs, Abb. 3 Struktur eines Vinyl-Handschuhs, Abb. 4 Struktur eines Nitril-Handschuhs,
Oberfläche 400fach Oberfläche 400fach Oberfläche 400fach
REM-Fotos: Yuko Labuda
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