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ImWerkvonYukoLabudahingegen sindwenigerbekannteStrukturen
ausderPflanzenweltdieObjektederBetrachtung. Sowohl dieMannigfal-
tigkeitderpflanzlichenFormenalsauchdie selten insVisuelle
gebrachtenVorgängeder floralenReproduktion imweitestenSinne sind
eshier, dieuns inStaunenversetzen.DasErlebnisdesStaunens ist es
dann, dasuns innerlichöffnet, unsdieumgebendeWeltderFlora in
einem tieferenSinnewahrnehmen läßtundendlich, einenGeistder
Wertschätzung inunsweckt.
Zumeist ist eseineErkenntnis, gepaartmit einerEmotion,welcheuns
einBildwerkalsKunstwahrnehmen läßt.Allein, dieEmotionen
schwindenundderenUrgründe sindnicht vonDauer:DerKunstkritiker
JürgenRaap schreibt in seinemAufsatz„Übergangscharakter -
WandlungenderSchönheitsideale inderbürgerlichenGesellschaft.“
(Kunstforum Juli 2008):„Sie (dieSchönheit) verkörpertnichtsAbsolutes
undnichtsEwiges sondern sie ist zeitlichundepochal gebunden, und
demnach ist auch jedeästhetischeForm, sei sie floral-organischoder
eckig-konstruktiv, an ihr jeweiliges, zeitgeschichtlichesErscheinungsbild
gekoppelt.“
IstMikroskopienunKunst?MeineAntwort:Mit keinem technischen
System läßt sichper seKunst anfertigen, auchnichtmitdemMaler-
pinsel.DieProduktedesMalens, desZeichnens, desModellierensund
Fotografierens sindnurdannKunst,wennMenscheneinzelne, hervorge-
brachteWerkealsKunst erkennen.Dieswird immernurdannderFall
sein,wenn sieunsemotional undgeistigberühren.Wasunsbleibt, ist
alsodasMysteriumvonKunstunddamit auchunsere latente
Unsicherheit.
EinnachdenklichesNachwort
Wenn ichandieMikroskopieallgemeindenke, so ist es stetsdiePosition
desVoyeurs, die ichdabei einzunehmengezwungenbin, hatdochdie
NaturunserAuge füreinegenaueBetrachtungderMikrowelt,wie
übrigensauchderMakrowelt, nicht vorgesehen.Wirhabenunsalsomit
MikroskopundTeleskopHilfsmittel geschaffen, umdennoch indie
kleinstenunddiegrößtenStrukturenderMaterieunddesLebenden
einzudringen.Demersten,will sagendemunschuldigenBlickdurchein
Mikroskop, folgt zunächst einmal einStaunen.Doch lauert amEnde
diesesStaunensobderVielfaltdererfassten, sinnreichenStrukturbereits
deranalytischeGeist, derordnet, gebrauchtundamEndeuntertan
macht. SchonAristoteles, (384 -322v.Chr.)bekanntesterSchüler
Platons, erwähnt in seinerMetaphysik„DieGrundlagederPhilosophie
istdasStaunen". Staunen ist indiesemSinnedasErlebendesUnerwar-
tetenundeinerder vornehmstenUrsprüngeunbefangenaufgenom-
menenWissens.WirbenutzenalsobeispielsweisedieMikroskopieund
MikrofotografieumObjekteoderSubjekte sichtbar zumachen, dievon
derNaturhernicht fürunserevisuelleErkenntnisvorgesehen sind. So
hatRobertKochmitHilfedesMikroskopsu.a. denTuberkelbazillus
entdecktundMillionenMenschendamit ein längeresLebengeschenkt.
Wirmögenuns indiesemZusammenhang jedochauchdieFrage stellen,
wiedieNaturdennnundarauf antwortet, dassMillionenMenschen
zwanzig Jahre länger leben.DerMenschwird in seiner, vondenKreis-
läufenderNaturabgekoppelten Interessendurchsetzung, stets seine
Vermehrung indenVordergrundaller seinerHandlungenundDenk-
systeme stellen; aber istdasauch imSinneeinesnatürlichenEquili-