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Mikrofotografen, FotografenundFilmschaffendenAlfredEhrhardt (1901-
1984) , der in rührenderWeisebemüht ist, dasWerk seinesVaters fürdie
Nachwelt imRahmeneinerStiftungzuerhalten, kann stolzdarauf sein,
seineBenevolenz indiesesProjekt investiert zuhaben.
ImRauschvonFarbeundLicht
Als ich -eswarEndeder70er Jahre -durcheinenderAufsätzeManfred
Kages ineinerWissenschaftszeitschrift auf seineArbeitmit kristallinen
Schmelzen impolarisiertenDurchlicht aufmerksamwurde, dahabe ich
ihmunverzüglichgeschrieben. Ichwollte ihn spontan teilhaben lassen
anderBegeisterung, dieer inmirgeweckthattemitdiesen farbigen
Kristallbildern, dieerdamalsaus seinerHexenküche inmeinnicht enden
wollendesStaunenhineingeschmolzenhatte.Gleichzeitigwollte ichvon
ihm inErfahrungbringen,womandenndiemitden schwer verständ-
lichenBezeichnungenversehenenChemikalienauftreibenkönne, die
baldauchmichmitHilfemeinesMikroskops indenvermutetenen
Farbenrauschversetzen sollten.ManfredKagezeigte sichvonunvergess-
licherNoblesse:Obwohlwirunsnicht kannten, dauerteesnurmehreine
Wocheund ichhielt einPäckchenvon ihm inderHand, darin ichmit
ungläubigemStaunendiedunkelbraunenFläschchengewahrte, diemich
einwenigandenFaust erinnerten:
„Dochwarumheftet sichmeinBlickauf jeneStelle?/ Ist jenes
FläschchendortdenAugeneinMagnet? /Warumwirdmir
auf einmal lieblichhelle / Alswenn imnächt'genWalduns
Mondenglanzumweht? / Ichgrüßedich,dueinzigePhiole /
Die ichmitAndachtnunherunterhole! / Indirverehr´ ich
MenschenwitzundKunst.“
Wochen langwar ichnunansMikroskopgefesselt, so lange, biseine
schmerzhafteBindehautentzündungdenSpuk fürsErstebeendete.Mit
besagtemMikroskopwaresmirdamals jedochnochnichtmöglich, die
herbei gezaubertenBilderdauerhaft auf Filmzubannen. Ich rief also
meinenFreundHansPallaan, damalsChefderanalytischenMikroskopie
beiBeyer inLeverkusen.Dermeinte, ichbräuchtezunächst einmal ein
„anständigesMikroskop“underempfahlmirauchgleicheines, das
zumindest vomPreisherHöchstleistungenversprach: Eswardas
Ultraphot III -MikroskopvonZeiss.Damit könneman sogar9x12Color
-Diasmachenmeinteer, undgenaudaswollte ich tun.Ohnehinwurde
beiClear&Clean, unseremkleinenSpezialunternehmenderRein-
technik, das ich1979gegründethatte, dringendeinForschungs-
mikroskopbenötigt.
Mikroskop-Kauf,aberbittenicht inderWindjacke
EinesgrauenHerbsttages, ichwarnachHamburggefahrenumeinzu-
kaufen, bemerkte ich imVorübergehenzufälligeinFirmenschildmitder
Aufschrift„Carl ZeissStiftung,NiederlassungHamburg.“Sowar ich
erneutmitmeinerBegehrlichkeit, dasMikroskopbetreffend, konfrontiert
undbeschloss spontan, denZeiss -LeuteneinenBesuchabzustatten.
Allerdingswar ichandiesemTag fürdenBesucheinesaltehrwürdigen
UnternehmenswiedieCarl-Zeiss-Stiftunges ist, offenbarnicht ganz
passendgekleidet.DiemittelblondeEmpfangssekretärin, der ichmeinen
Wunschnach Informationsmaterial überZeissMikroskopenahe