Page 108 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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5.2.2 Randwinkel-Messung                    Tropfen-Randwinkel sind ein Maß für die Benetzbarkeit ebener
                                                       Festkörper-Oberflächen geringer Rauigkeit. Beträgt ein Trop-
                                                       fen-Randwinkel zwischen 0 ° und 90 °, gilt eine Festkörper-
                                                       Oberfläche als benetzbar (siehe Abb. 12).












                 minderer Benetzungsgrad          mittlerer Benetzungsgrad        höchster Benetzungsgrad


           Abb. 12 Schematische Darstellung der Tropfen-Randwinkel-Bestimmung nach Young und der Benetzung von Festkörper-Oberflächen.
                                                       Die Benetzbarkeit der Festkörper-Oberfläche ändert sich
                                                       jedoch durch Veränderung des Oberflächen-Zustands. Dies ist
                                                       beispielsweise dann der Fall, wenn die Festkörper-Oberfläche
                                                       durch filmische Kontamination aus Öl, Tensid oder anderen
                                                       Stoffen verunreinigt ist. Wenn der Tropfen-Randwinkel auf
                                                       einer reinen Festkörper-Oberfläche bekannt ist, so kann eine
                                                       Veränderung desselben ein Maß für eine Verunreinigung der
                                                       Oberfläche sein.

                                                       Die vorliegende Untersuchung soll uns zeigen, ob durch
                                                       Bestimmung des Tropfen-Randwinkels eines DI-Wasser-Trop-
                                                       fens Rückschlüsse auf mögliche Oberflächen-Rückstände aus
                                                       den Wischmitteln gezogen werden können. Dazu werden mit
                                                       den Prüflingen zunächst definierte, statische Wischversuche
                                                       auf Prüf-Oberflächen aus Aluminium (Aluminium-Folie, gerollt
                                                       für den Hausgebrauch ist wegen ihrer Herstellung-bedingten
                                                       Reinheit gut geeignet) durchgeführt. Zuvor werden die Prüf-
                                                       linge mit gebräuchlichen Lösungsmitteln getränkt. Es wird
                                                       erwartet, dass die verschiedenen Lösungsmittel unterschiedli-
                                                       che Rückstands-Massen aus den Tuch-Prüflingen herauslösen,
                                                       die sich als Dünnschicht auf der Prüfoberfläche niederschlagen.
                                                       Im Anschluss an den Wischversuch wird auf der Prüf-Oberflä-
                                                       che die Randwinkelmessung mit dem Tropfenform-Analysator
                                                       (Abb. 13) durchgeführt. Eine Änderung des Randwinkels
                                                       verglichen mit dem Referenz-Randwinkel der reinen Prüf-Ober-
                                                       fläche kann als Indiz für die Übertragung von Inhaltsstoffen
                                                       aus dem Tuch-Prüfling oder den Einsatz unreiner Lösungsmittel
                                                       gewertet werden.
                                                       Infolge der unterschiedlichen Herstellungs-Prozesse der Tücher
                                                       können die folgenden Arten von Wischmittel-Rückständen
           Abb. 13 Tropfenform-Analysator              auftreten:

                                                          Rückstände1: Spuren von Spinn- und Strickölen mit ole-
                                                          ophilem bzw. hydrophobem Charakter. Diese Spezies sind


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