Page 136 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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6.3.10 VOC-Ausgasung, Bestimmung            Bei einigen Fertigungs-Prozessen der HiTech-Industrien ist für
           mittels SPME Festphasen-Extraktion          das Erreichen der Prozess-Ziele ein besonders hoher Rein-
           nach Pawliszyn und GC-MS                    heitsgrad der Prozess-Umgebung Voraussetzung. Naturgemäß
                                                       muss der Reinheitsgrad der dort eingesetzten Hilfsstoffe dem
                                                       angepasst sein: Zur Hilfsstoff-Gruppe Reinraum-Verbrauchs-
                                                       material gehören: Handschuhe, Wischmittel (Reinigungs-
                                                       Tücher, Schwämme, Swabs und Mops), Verpackungsmaterial
                                                       und Klebe-Etiketten sowie die reine Arbeits-Bekleidung. Im
                                                       Laufe der Zeit haben sich zudem einige Ultra-HiTech-Bereiche
                                                       herausgebildet, in denen die Reinheits-Anforderungen noch-
                                                       mals um einige Größenordnungen höher sind. Dazu gehören
                                                       die Fertigungsanlagen der Raumfahrt-Industrie, die EUV-
                                                       Lithografie-Anlagen (EUV: Extreme Ultraviolet Lithogrphy)
                                                       aus dem Bereich der Halbleiter-Produktion, Komponenten
                                                       der Ultra-Hochleistungs-Lasertechnik und viele Produkte auf
                                                       deren Oberflächen Atmosphären-Kondensat und persistierende
                                                       Chemikalien-Reste aus vorangegangenen Fertigungs-Verfahren
                                                       eine potentielle Gefahr für die Produkt-Funktionalität bilden.
                                                       Der Beitrag des Reinraum-Verbrauchsmaterials zur Freiset-
                                                       zung atmosphärisch übertragener partikulärer Kontamina-
                                                       tion ist denkbar gering. Beträgt er doch für den arbeitenden
                                                       Menschen zusammen mit der speziellen Bekleidung etwa 50
                                                       %, für die Freisetzung von Handschuhen und Reinigungs-
                                                       Tüchern zusammen jedoch lediglich 1,9 %. Anders zeigt sich
                                                       die Situation bei Betrachtung der Kontakt-Übertragung sowohl
                                                       filmischer als auch partikulärer Kontamination beispielsweise
                                                       zwischen Handschuh-Oberfläche und funktionaler Produktober-
                                                       fläche. Hier steht die Übertragung organischer Filme zumeist
                                                       im Zusammenhang mit organischen als auch anorganischen
                                                       Partikeln und Faserfragmenten im Vordergrund und es kommt
                                                       zur Übertragung filmischer Verunreinigungen im Dickenbereich
                                                       von 2 bis 200 nm. Um diesen Bereich messtechnisch qualita-
                                                       tiv abzudecken gibt es mehrere Verfahren, die jedoch alle mit
                                                       Investitionen von bis zu 80-120.000 USD für den apparativen
                                                       Aufwand verbunden sind. Diese analytischen Verfahren sind
                                                       z. B. FTIR (Fourier-Transformations-Infrarot Spektroskopie),
                                                       Raman-Spektroskopie, GC-MS (Gaschromatographie-Mas-
                                                       senspektrometrie) und LC Flüssigkeits-Chromatographie. Der
                                                       Grund dafür, dass wir vom Clear & Clean-Forschungslabor uns
                                                       für die GC-MS-Methodik entschieden haben lässt sich wie folgt
                                                       begründen:

                                                       Die GC-MS-Methode ist eine analytische Technik, mit deren
                                                       Hilfe komplexe Gemische flüchtiger, vorwiegend organischer
                                                       Verbindungen bis in den ppb-Bereich hinein getrennt, iden-
                                                       tifiziert und gegebenenfalls quantifiziert werden können. Für
                                                       die GC-MS-Analyse müssen Verbindungen sowohl flüchtig als
                                                       auch thermisch stabil sein. Der Massenspektrometer gestützte
                                                       Nachweis ermöglicht dann die Bestimmung der Molekülmasse
                                                       chemischer Verbindungen und die Aufklärung ihrer Molekül-
                                                       struktur. Letzteres lässt sich aus den spezifischen Fragmen-
                                                       tierungs-Mustern ableiten, die organische Verbindungen beim
                                                       Beschuss mit schnellen Ionen einer MS-Ionenquelle zeigen.

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