Page 159 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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Wischsimulators Mark III eine dünne Schicht mineralischen Öls
                                                       aus aliphatischen Kohlenwasserstoffen (Fluorol™) von etwa 4
                                                       µm Dicke aufgetragen. Danach wurde auf die so beschichtete
                                                       Prüfoberfläche mittels Sprühtechnik in einer reinen Arbeits-
                                                       bank eine ausreichende Menge fluoreszierender Partikel des
                                                       Feret-Durchmessers 1 µm aufgebracht. Die Partikelmenge aus
                                                       10 beliebig ausgewählten Sicht-Feldern wurde anschließend
                                                       mit Hilfe eines Fluoreszenz-Mikroskops observiert, gezählt und
                                                       gemittelt. Nach einem, oder wenn es gewünscht war, meh-
                                                       reren kontrollierten Wischvorgängen wurde die Oberfläche
                                                       erneut observiert. Wiederum wurden 10 Felder in demselben
                                                       Areal wahllos bestimmt, von denen wiederum die Partikel-
                                                       menge gezählt und gemittelt wurde. Anschließend wurde die
                                                       Differenz aus den beiden Zählungen gebildet. Zusätzlich lässt
           Abb. 11 REM-Foto eines Gestricks nach durchgeführter   sich die Masse der entfernten, schichtförmigen Verunreinigung
           Reinigungs-Prozedur. Im mittleren Garnstrang sieht man   bestimmen. Aus der Partikel-Differenzmenge lässt sich dann
           deutlich die angelagerten Partikel.         auf die spezifische Partikelreinigung relativ zur entfernten
                                                       Verunreinigungs-Masse schließen.
                  90                                   Wir machten in diesem Zusammenhang nach erfolgter Rei-
                Partikel-Anzahl pro Zählfeld  60       einer einzelnen Masche aus einem Präzisions-Reinigungstuch.
                  80
                  70
                                                       nigungs-Prozedur eine Elektronen-mikroskopische Aufnahme
                  50
                                                       Auf der Fotografie (Abb. 11) wird sichtbar, dass die von der
                  40
                                                       Oberfläche abgetragene Verunreinigungs-Masse sowohl aus
                  30
                  20
                  10
                                                       Diese Tatsache stützt die Annahme, dass mit der mineralischen
                   0
                     1  2  3  4  5  6  7  8  9  10     partikulärer als auch schichtförmiger Verunreinigung besteht.
                                                       Ölschicht automatisch auch ein bedeutender Teil der auf der
              Gesamt-Belegung einer Oberfläche von Rz = 5 µm Rauheit   Oberfläche befindlichen Partikel von derselben entfernt und an
              mit fluoreszierenden Partikeln von 1 µm Durchmesser vor
              einer Wischbewegung                      die Oberflächen des Reinigungstuchs gebunden wird. Es zeigt
              durch eine einzige unidirektionale Wischbewegung auf dem   sich jedoch ebenfalls, dass nach wiederholten Reinigungsvor-
              Linearwischsimulator entfernte Partikelmenge (feuchtes   gängen mit jeweils unbenutzten Tüchern, ein Teil der Partikel
              Reinigungstuch)
              Partikelrückstand nach der jeweiligen Wischbewegung   an die Oberfläche gebunden bleibt und sich ab irgendeiner
              (Ergebnisse aus 10 Zählfeldern)          Grenzmenge durch wischendes Reinigen nicht weiter redu-
           Abb. 12 Diagramm: Partikel-Entfernung durch wischendes   zieren lässt (Abb. 12). Dies lässt darauf schließen, dass die
           Reinigen                                    Haftkräfte der verbleibenden Partikel ausreichend hoch sind,
                                                       um nicht durch eventuelle Partikelfreisetzung eine wesentliche
            Wischvorgänge  geringe Rauigkeit   hohe Rauigkeit   Beeinträchtigung der funktionalen, apparativen Reinheit der
                            Rz = 2,4 µm   Rz = 4,8 µm  gereinigten Systeme annehmen zu müssen. Wir stellten uns
            Start             100           100        dann die Frage nach der verbleibenden Partikelmenge relativ
            nach 1 x          9,14          87,8       zur Rauigkeit der Gebrauchsoberfläche. Die Messergebnisse
            nach 2 x           5,6          86,3       erlauben den Schluss, dass die Anzahl der durch weitere Reini-
                                                       gungsversuche nicht zu entfernenden Partikel mit zunehmen-
            nach 3 x          3,83          89,1
                                                       der Oberflächenrauheit Rz steigt (Tab. 2 und Abb. 13).
            nach 4 x          3,81          64,6
            nach 5 x          3,94          75,7       Das Ergebnis der Betrachtung des Partikelgeschehens im
            nach 6 x          3,87          63,6       Rahmen einer wischenden Reinigungs-Prozedur lässt die Ver-
            nach 7 x          3,91          67,5       mutung zu, dass solche Partikel, die entweder ohne ausrei-
            nach 8 x          3,77          50,9       chende, verankernde Haftkräfte an die Gebrauchsoberfläche
            nach 9 x          3,85           47        angelagert oder bereits in die organische Verunreinigungs-
                                                       Schicht eingebettet sind oder aber solche, die vermittels
            nach 10 x         3,79          31,7
                                                       elektrischer Bindungskräfte in ihrer Eigenschaft als Flugpartikel
           Tab. 2 Verringerung der Partikelbelastung nach linea-  die Schichtoberfläche als zufälligen Ruheort gefunden haben,
           rem Wischen mit feuchtem Tuch der Code Nr. 2-1
                                                       durch die Scher- und Verschiebekräfte des wischenden Rei-

                                                                                                        159
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