Page 162 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
P. 162
7.15 Fazit Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte der Nachweis
erbracht werden, dass sich auch für Fein- und Präzisions-
Reinigungs-Tücher (siehe auch Reinraum-Tücher) Leistungs-
Kennwerte etablieren lassen, die eine Anwendungs-orientierte,
technische Klassifizierung dieser Produktgruppe erlauben. Die
gebotene Möglichkeit einer sorgfältigen Klassifizierung der
Produkte erlaubt wiederum die Zuordnung der verschiede-
nen Leistungsklassen solcher Reinigungs-Tücher zu diversen,
etablierten Reinigungs-Applikationen. Der somit entste-
hende allgemeine Erfahrungsgewinn soll helfen, die weltweit
bestehende Unsicherheit der Anwender auf diesem Gebiet
zu vermindern und die Reinigungszeiten und Ergebnisse der
betrieblichen Instandhaltungsorgane zu optimieren. Vor Allem
jedoch erleichtert die vorliegende Arbeit eine Abkehr von dem
unseligen Erbe, das uns mit dem fehlerhaften Simulations-
ansatz der amerikanischen IEST-Spezifikation RP-CC004.2
zugeflossen ist und von der sich bis heute kein internationales
Normengremium deutlich, und mit der gebotenen Begründung
versehen, distanziert hat. Der neu gegründete Arbeitskreis
„Reinraum-Verbrauchsmaterial“ des Vereins Deutscher Inge-
nieure wird dieses Thema jedoch möglicherweise aufnehmen,
um eine europäische Initiative vorzubereiten.
Nachgeordnete, wenngleich nicht unwichtige Erkenntnisse, die
sich aus der Studie ergaben, sind die Reinigungs-Ergebnisse
im Rahmen der Experimente mit verschiedenen Tränkungszu-
ständen der Reinigungs-Tücher. Die Ergebnisse zeigen, dass
bei dünnen, schichtförmigen Verunreinigungen geringer Visko-
sität (dünne mineralische Ölschichten) die Reinigungs-Leistung
von ungetränkten Tüchern diejenige von getränkten Tüchern
deutlich übersteigt. Das wurde bisher anders eingeschätzt.
Offenbar ist eine Lösungsmittel-Tränkung nur bei der Entfer-
nung höherviskoser Verunreinigungen sinnvoll. Hinsichtlich der
Partikelentfernung von verschieden rauen Oberflächen durch
wischende Reinigungsvorgänge bestätigte sich ein weiteres
Mal die bereits mehrfach publizierte Erkenntnis, dass mit
zunehmender Oberflächenrauheit der Gebrauchsoberfläche, die
Anzahl der durch die wischende Reinigungs-Prozedur entfern-
baren Partikel abnimmt.
Letzten Endes war es der Wunsch des Autors, die bisher
unbekannten Gesetzmäßigkeit(en) der Mechanik des wischen-
den Reinigens zu finden, welche die Reinigungs-Leistung von
Fein- und Präzisions-Reinigungs-Tüchern wesentlich bestim-
men. Dabei war es die vordergründige Hoffnung, dass die
Reinigungs-Leistung von Gestrick-Tüchern mit deren Maschen-
zahl pro Flächeneinheit korreliert. Dieser Ansatz hat sich leider
nicht durchgängig bestätigen lassen und so wird es Anderen
vorbehalten sein, Einsichten zu gewinnen, die uns bisher ver-
borgen geblieben sind.
162