Page 165 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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Win Labuda und Sven Siegmann
8. Oberflächen-Reinheit nach wischenden
Reinigungs-Prozeduren
Bei jedem Reinigungsvorgang, der mit einem flüssigkeits-
getränktem Reinigungstuch (DI-Wasser, Isopropanol, Ace-
ton-Gemisch, etc.) durchgeführt wird, verbleibt nach dem
Wischvorgang auf der gereinigten Oberfläche ein geringer
Flüssigkeits-Rückstand. Dieser Flüssigkeits-Rückstand hat
einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitszeit, welche für eine
Reinigungs-Prozedur benötigt wird. Das steht mit dem Bestre-
ben des Menschen in Verbindung, eine feuchte Oberfläche
im Rahmen einer Reinigungs-Prozedur solange „sauber“ zu
wischen, bis sie sichtbar trocken ist.
Zudem verbleiben die in dem flüssigen Rückstand befindli-
chen nichtflüchtigen Substanzen nach dem Verdunsten auf
der gereinigten Oberfläche und bestimmen die Effektivität des
Reinigungsvorgangs. Der Zeitaufwand für eine Reinigungs-
Prozedur und der erzielte Oberflächen-Reinheitsgrad stehen
in direkter Abhängigkeit von der Gebrauchsgüte des benutz-
ten Reinigungstuchs. Diese variiert bei den international
verfügbaren Reinigungs-Tüchern erheblich (siehe Abb. 3 und
Tab. 1). So wird der Flüssigkeits-Rückstand nach wischenden
Reinigungs-Vorgängen zum bestimmenden Merkmal für die
Reinigungs-Ökonomie und damit zum geldwerten Faktor im
Fertigungskosten-Bereich. Bei großen Fertigungsbetrieben mit
einem hohen Tücherbedarf kann eine unsachgemäße Tücher-
auswahl (Tücher, welche einen hohen Flüssigkeits-Rückstand
oder eine hohe Partikelmenge hinterlassen) zu erheblichen
Fertigungsmehrkosten führen.
8.1 Prüfmethode und Instrumentarium Das Ziel der nachfolgend beschriebenen Untersuchungen ist
es, mit einer reproduzierbaren Prüfmethode Erkenntnisse über
die Menge des Flüssigkeits-Rückstands zu gewinnen, welcher
bei ausgewählten Reinigungs-Tüchern nach einer Feuchtrei-
nigung auf der Oberfläche verbleibt. Zur Messung solcher
Flüssigkeits-Rückstandsmengen wurden im Clear & Clean-For-
schungslabor zunächst verschiedene Methoden entwickelt und
auf ihre Simulationstreue im Vergleich zum realen Wischvor-
gang hin untersucht.
Die Erfahrungen im Rahmen dieser Versuche führten im Jahre
2001 zur Entwicklung eines zweiten Linear-Wischsimulators,
mit dem es möglich ist, die beim praxisgerechten Wischvor-
gang auftretenden Vorgänge mit einer hohen Simulationstreue
quantitativ auszuwerten und gleichzeitig die dynamischen
Abb. 1 Linear-Wischsimulator Mark II nach Labuda Vorgänge des wischenden Reinigens sichtbar zu machen
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