Page 169 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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ohne dass dabei die Aufnahme einer ausreichend großen
Reinraum-Reinigungs-Tücher
Freisetzung von Partikeln > 0,19 µ Flüssigkeitsmenge erfolgt. Das Diagramm Abb. 6 zeigt die
Unterschiede in der longitudinalen, kapillarischen Flüssigkeits-
aufnahme zwischen einem Geräte- und einem Optik-Reini-
Partikel > 0,19 µ Anzahl x 10 000 35 gungstuch aus Mikrofilamentengarn. Die Kapillarität ist jedoch
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höher beim Einsatz von Lösungsmitteln mit einem bestimmten
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Alkoholanteil. Reinigungs-Tücher dieser Konstruktion haben
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5 bereits im Trockenzustand eine so hohe Reinigungs-Effektivität
0 (> 70 %), dass eine Befeuchtung oftmals unnötig ist.
A
B
C Rz =39
Rz =33
A Bemliese-Vlies D E Rz =27 In diesem Zusammenhang war es interessant zu untersuchen,
B Viskose-Vlies F G Rz = 0
C Gestricke, ungewaschen Rauhtiefe ob bei Präzisions-Reinigungs-Tüchern eine Korrelation besteht
D Cellulose-Polyester Schalenboden zwischen deren Reinigungs-Effektivität für dünne Ölschichten
E Mikrofaser-Gestricke in µ
F Gestricke, gewaschen [2] und deren hinterlassenem Flüssigkeits-Rückstand nach
G DI-Wasser
feuchten Wischvorgängen. Zu diesem Zweck wurden sechs
Abb. 8 Partikelabrieb beim Wischen auf unterschiedlich Polyester-Reinigungs-Tücher (Gestricke) von unterschiedlichen
rauen Oberflächen (Untersuchungen von Yuko und Win Herstellern und Konstruktionen miteinander verglichen. Die
Labuda aus dem Jahr 1993)
Messwerte des prozentualen Flüssigkeits-Rückstands wurden
den bereits bekannten Werten der Reinigungs-Effektivität
gegenübergestellt, und es zeigt sich eine deutliche Korrelation
der gemessenen Werte (siehe Abb. 7). Fein- und Feinstgestri-
cke hinterlassen also sowohl weniger Wasser als auch weniger
Öl auf einer gereinigten Oberfläche.
Reinigungs-Tücher aus natürlichen, hydrophilen Fasern
oder Filamenten wie z. B. aus Viskose oder Holzschliff
(Woodpulp=WP) haben den Vorteil, dass solche Einzelfasern
bzw. das Filament selbst Flüssigkeit in sich aufnehmen, und
so die Menge an Flüssigkeits-Rückstand auf der Oberfläche
reduziert wird. Allerdings sind die Viskosefasern/Filamente
von geringer Härte und neigen beim Reinigen insbesondere
auf raueren Oberflächen deutlich zum vermehrten Partike-
labrieb relativ zu einem Polyester-Gestrick. Vergleichende
Untersuchungen des Partikelabriebs von Reinraum-Tüchern auf
unterschiedlich rauen Oberflächen belegen dies (siehe Abb. 8).
Es ist einem weiteren Aufsatz vorbehalten, die Dynamik des
Partikelgeschehens während eines feuchten Wischvorgangs zu
beschreiben. Dabei ist die Rauigkeit der zu reinigenden Ober-
fläche von vordringlicher Bedeutung. Aber auch der Kantenab-
rieb beim Wischen über Oberflächen mit Ecken und kantenarti-
gen Vorsprüngen kann erheblich insbesondere zur Freisetzung
von Faserfragmenten und Mesopartikeln beitragen.
8.3 Der Flüssigkeits-Rückstand nach Der in diesem Aufsatz bisher angenommene Fall des einfa-
mehreren Wischbewegungen chen, unidirektionalen Wischvorgangs kann aber nur bedingt
als Simulation des Idealfalls einer wischenden Reinigung
angesehen werden. Die realitätsnähere Simulation ist die beim
wischenden Reinigen übliche, mehrfache, also mindestens
bidirektionale Wischbewegung. Wegen der großen Anzahl an
Möglichkeiten, ein Reinigungstuch über eine zu reinigende
Fläche zu bewegen, wurde der einfachste bidirektionale Bewe-
gungsablauf zur Simulation der Mehrfach-Wischbewegungen
herangezogen: Die lineare Hin- und Herbewegung zwischen
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