Page 251 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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betrieb noch ein Vielfaches der zur Simulation solcher Proze-
                                                       duren erforderlichen physikalischen Arbeit. Zudem entstehen
                                                       bei dem Simulator durch die scharfkantigen Befestigungs-
                                                       Schellen Handhabungs-Probleme bei der Prüflings-Befestigung.
                                                       Es werden bei der Prüflings-Befestigung relativ große Partikel-
                                                       mengen abgeschert, die nach Einschalten des Geräts von ihren
                                                       temporären Ruheorten freigesetzt werden und die nachfol-
                                                       gende Messung beeinträchtigen können. Zudem bietet das
                                                       Gerät keinen kanalisierten Strom der vom Prüfling vermittels
                                                       der Torsions-Bewegung freigesetzten Partikel hin zur isokine-
                                                       tischen Sonde des Luftpartikel-Zählers führt. Auch verändert
                                                       sich während der Simulation konstruktiv bedingt ständig der
                                                       Abstand zwischen Prüflings-Oberfläche und Sonden-Ebene.
                                                       Aus den genannten Gründen war es nötig geworden einen
                                                       Simulator zu entwickeln, bei dem den erwähnten Nachteilen
                                                       des Gelboflex-Simulators weitgehend Rechnung getragen
                                                       wurde. Dies ist der Walk-Simulator nach Schöttle und Labuda.

           14.3.20 Reinigungs-Tücher: C&C-             C&C-Partikel-Transfer-Test (Abb. 16). Bei dieser z. Zt. in der
           Transfer-Test                               Erprobungsphase befindlichen C&C-Testmethode wird bei-
                                                       spielsweise eine Kollektor-Platte von hoher Oberflächen-Rein-
                                                       heit und geringer Rauheit mit einem definierten Anpressdruck
                            Druckluft                  von 0,35 bar/cm² mittels einer pneumatischen Presse für
                                                       die Dauer von 2 Sekunden an die zu prüfende Tuch-, Folien-
                                                       oder Papier-Oberfläche angepresst. Dadurch werden auf der
                                         Prüfplatte    Material-Oberfläche befindliche Partikel und Faserfragmente
                                        vor Prüfung    auf die Analysenplatte übertragen und finden dort vermittels
                      bar
                      0  10
                                                       der rapiden Haftkräfte-Veränderung einen neuen Ruheort. Der
                                                       solchermaßen auf die Analysenplatte gelangte Teilchenbe-
                                                       lag kann mikroskopisch mit Hilfe geeigneter Software für die
                                                       Partikel-Analyse [30] ausgewertet werden.
                              Prüfling  nach Prüfung
                                                       Hauptanliegen bei der Entwicklung dieses Prüfkonzepts war die
                                                       Umgehung der Auswirkungen ständig wechselnder Haftkräfte
                   Pressenbett  Prüfplatte             durch elektrische Ladungsphänomene, relativer Umgebungs-
                                                       feuchte und Temperatur. Ein ähnlicher Test ist bereits von
           Abb. 16 Prüfschema für C&C-Partikel-Transfer-Test  Sovinsky (NASA) [31] beschrieben.

           14.3.21 Reinigungs-Tücher: C&C-Walk-        C&C-Labuda-Walk-Test (Abb. 17, 18). Mit dem Walksimulator
           Test                                        Mark I - nach Schöttle/Labuda - ist es möglich, die spezifische
                                                       Partikelfreisetzung beim Gebrauch von Reinraum-Tüchern in
                                                       der trockenen Handhabungsphase zu simulieren. Dazu wird
                                                       ein Tuchabschnitt der Abmessungen von 220 x 50 mm unter
                                                       definierter Zugbelastung im Umschließungswinkel von 180°
                                                       um einen Walkdorn von 2,8 mm Durchmesser herumgelegt
                                                       und mehrfach hin- und herbewegt. Der Walkdorn ist unmit-
                                                       telbar oberhalb der isokinetischen Sonde eines Luftparti-
                                                       kelzählers angeordnet. Bei diesem Vorgang wird das textile
                                                       Material gewalkt und die freigesetzten Partikel werden mittels
                                                       Luft-Partikelzähler gezählt, datentechnisch erfasst und nach
                                                       Feret-Durchmesser klassiert. Das Gerät bietet sich also als
                                                       sinnreiche Ergänzung zum Gelboflex-Testgerät an, wenn die
                                                       Aufgabe gestellt ist, geringe und geringste Mengen mecha-

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