Page 247 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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befeuchtet diesen mit einem Lösungsmittel, so lässt sich nach
                                                       Trocknen des Lösungsmittels an den sichtbaren Rückständen
                                                       in den Randbereichen erkennen, ob sich in dem Tuch Che-
                                                       mikalien-Rückstände befinden. Drückt man mit einer pneu-
                                                       matischen Presse mit Drücken von z. B. 3-5 bar eine Minute
                                                       lang auf ein Reinigungstuch das sich auf einer Kollektor-Platte
                                                       befindet, so kann man anschließend mikroskopisch die freie
                                                       angelagerte Partikelmenge des Tuchs abschätzen und zudem
                                                       erkennen ob das Tuch chemische Rückstände enthält. Dies ist
                                                       eine Prüfung die in ähnlicher Weise auch für Reinraum-Hand-
                                                       schuhe beschrieben ist. Dabei ist es unerlässlich zuvor eine
                                                       Grauwert-Prüfung ohne Tuchabschnitt zu machen.

           14.3.13 Ausgewählte Prüfmethoden            Beim Arbeiten mit Reinraum-Handschuhen werden durch die
                                                       Gebrauchs-bedingte Material-Verformung von der Handschuh-
           14.3.14 Prüfung der Gebrauchs-Partikel-     Oberfläche Partikel freigesetzt. Vier Arten von Reinraum-
           Freisetzung von Reinraum-Handschuhen        Handschuhen sind im Gebrauch: Vinyl-, Latex-, Nitril- und
                                                       PU-Vlies-Handschuhe. Die bekannteste Prüfmethode für
                                                       Reinraum-Handschuhe ist die IEST-Methode RP-CC005.4 Sie
                                                       ist auch unter der Bezeichnung „Liquid agitation particle gene-
                                                       ration test“ bekannt geworden. Diese Methode simuliert jedoch
                                                       auch nicht nahezu den Vorgang der Partikelfreisetzung der
                                                       Handschuhe im trockenen Gebrauchszustand.

           14.3.15 Handschuhe, Prüfung 1:              Die Prüfmethode IEST-RP-CC005.4 (Okt. 2013) sieht vor
           IEST-Tauch-Methode                          (Abb. 13, Seite 250), den Handschuh-Prüfling nach Grauwert-
                                                       Ermittlung im reinen Arbeitsumfeld mittels Greifzange über
                                                       einem sorgfältig gereinigten Becherglas des Volumens 2000 ml
                                                       festzuhalten und mit 750 ml 0,2 µm - gefiltertem DI-Wasser
                                                       der chemischen Reinheit 18M-Ohm zu befüllen, so dass
                                                       überschüssiges DI-Wasser in das Becherglas hineinfließt. Der
                                                       nun sowohl außen als auch innen vom DI-Wasser benetzte
                                                       Prüfling wird nach dem Füllen zunächst im Becherglas belas-
                                                       sen. Das Becherglas mit Handschuh wird auf einen 2-Achsen-
                                                       Schüttler mit einem Schüttelhub von 1,9 bis 2,5 cm befestigt
                                                       und 10 min lang geschüttelt. Der Handschuh wird entfernt
                                                       und entsorgt. Das Partikel-beladene DI-Wasser wird mittels
                                                       Flüssigkeits-Partikelzähler oder mikroskopisch analysiert. Bei
                                                       dieser Prüfmethode werden z. B. für einen Nitril-Handschuh
                                                       durchschnittlich 700 Partikel > 0,5 µm/cm² Handschuhfläche
                                                       gemessen. Die Handschuh-Oberfläche in cm² wird näherungs-
                                                       weise durch Masse-Vergleich eines Material-Ausschnitts der
                                                       Abmessungen 50 x 50 mm bestimmt. Bei Vinyl- und Latex-
                                                       Handschuhen sind es etwas weniger, bei den offenporigen
                                                       PU-Vlies-Handschuhen mehr Partikel. Ein Reinraum-Hand-
                                                       schuh der Größe XXL hat eine (äußere) Oberfläche von etwa
                                                       680 cm². Daraus errechnet sich eine Gesamt-Partikelmenge
                                                       von 476.000 Partikel > 0,5 µm, die bei dieser Prüfmethode ins
                                                       DI-Wasser hinein freigesetzt werden. Die Methode ist einfach
                                                       in der Handhabung, sie simuliert jedoch nicht den Vorgang der
                                                       Partikelfreisetzung von den Handschuhen im realen - also im
                                                       trockenen Gebrauchszustand. Die so erhaltenen Prüfergebnisse


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