Page 283 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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• hohe Oberflächen-Reinheit
• hohe Kantenreinheit
• mäßige triboelektrische Aufladbarkeit
• geringer Ionenbestand
• ausreichende Reißfestigkeit und
• geringe Spaltneigung
16.1 Reinraum-Papier-Fertigung Vor Fertigungsbeginn von reinen Papieren müssen durch den
Papiermacher zunächst die Art der zu verwendenden Fasern
und der Mahlgrad derselben bestimmt werden. Fertigungs-
hilfsmittel der normalen Papierherstellung, wie Kaolinzusätze
als Füllstoffe scheiden für dieses Produkt aus. Das gilt auch
für Bleichverfahren und Zusätze, die ionogene Eigenschaften
haben. Reinraum-Papiere werden im ersten Fertigungs-Schritt
in Rollen von etwa 4 Meter Breite und 2,5 m Durchmesser
gefertigt. Zur besseren Handhabung werden diese „Mutter“-
Rollen zunächst in z. B. drei kleinere Tochter-Rollen aufgeteilt.
Bei einer einzigen Produktionscharge entstehen so etwa 80
bis 100 t Reinraum-Rohpapier, dessen Eigenschaften jedoch
konstruktiv bereits für den späteren Einsatz als Reinraum-
Papier vorgesehen sind. In einem weiteren Arbeitsgang erfolgt
das Streichen der Papiere in Rollenform mit einem speziell
Abb. 7 Schnittkante Papier Hersteller 3, 300fach
(Kante Ultraschall-geschnitten) formulierten, Ionen- und Partikel-armen Überzug. Die Herstel-
ler von reinen Papieren verwenden dabei Polymere, mit denen
reine Papiere im Rahmen ihrer Herstellung von beiden Seiten
bestrichen werden. Das sind oft sorgfältig ausgewählte und auf
diese besondere Anwendung eingestellte Polymer-Verbindun-
gen. Die Beschichtung erfolgt, um die auf der Papieroberfläche
naturgemäß vorhandenen Partikel sicher zu binden. Dabei
wird ein großer Teil der Poren des Papiers verschlossen. Diese
für die Gebrauchsreinheit der Papiere förderliche Ausrüstung
schafft jedoch andererseits Probleme durch die Erhöhung
deren triboelektrischer Aufladbarkeit, welche automatisch mit
einem solchen Strich einhergeht. Nach Trocknung der Charge
erfolgt das Konvertieren aus der Rollenform in Flachgelege-
Stapel. In einem weiteren, dem kritischsten Konvertier-
Abb. 8 Schnittkante Papier Hersteller 4, 300fach Vorgang, werden aus diesen Flachgelegen nun Formatpapiere
(unzureichende Kantenqualität)
in den Gebrauchsabmessungen DIN-A4 oder DIN-A5 oder
anderen geschnitten. Dieser Vorgang bestimmt wesentlich die
Oberflächen-Reinheit der Schneidkanten solcher Formatpa-
piere. Bei hochwertigen Papieren für die Reintechnik werden
spezielle Techniken des Formatschneidens angewendet, um die
Partikel- und Faserfragmentmenge an den Schneidkanten der
Papierstapel gering zu halten. Die verkaufsfertigen Papiersta-
pel haben bei 500 Blatt 100 g-Papier eine Höhe von etwa 6
cm. Beim DIN-A4-Format entspricht das rundum etwa einer
kritischen, partikelbeladenen Fläche von 600 cm² pro Blatt.
Die Menge der partikulären Rest-Verunreinigung im Kantenbe-
reich variiert mit dem eingesetzten Schneidverfahren. Je nach
Verfahren differiert die Partikelmenge an diesen Seitenflächen
Abb. 9 Schnittkante Papier Hersteller 5, 300fach in einem Verhältnis von etwa 1:5 zwischen hochwertigen und
(mittlere Kantenqualität)
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