Page 299 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
P. 299
Win Labuda
18. Riefenbildung in Glas- und glasartigen Oberflächen
durch das wischende Reinigen
Funktionale Oberflächen wie diejenigen von optischen Gläsern,
Spiegeln und opto-elektronischen Bauelementen müssen
nicht nur ein hohes Maß an Oberflächen-Reinheit aufweisen.
Vielmehr sollen sie auch frei sein von Riefen und Kratzern
welche die Bildübertragung beeinträchtigen können. Solche
Oberflächen-Defekte entstehen beispielsweise durch den
Einsatz ungeeigneter Reinigungs-Mittel oder deren unsachge-
mäße Anwendung. Beim wischenden Reinigen wird ein Rei-
nigungstuch mit einem durchschnittlichen Anpressdruck von
0,5-1,5 kg über die zu reinigende Objekt-Oberfläche geführt.
Je nach Material-Kombination von Tuch, Verunreinigung und
Objekt-Oberfläche kann es dabei zur Kratzer- oder gar Riefen-
bildung kommen. Der Effekt zeigt sich insbesondere als Folge
druckvoller Berührung wenn beim Wischvorgang die harten
Kanten Laser-geschnittener Reinigungs-Tücher direkt auf der
Oberfläche aufliegen.
18.1 Ursachen der Riefen- und Im vorliegenden Aufsatz beschäftigen wir uns mit Oberflächen-
Kratzerbildung Verletzungen durch den Gebrauch von Reinraum-Tüchern.
Diese entstehen vor allem durch:
• die harten Kanten Laser-formatierter Polyester- und
Polyamid-Tücher beim Wischvorgang.
• bei mehrfach genutzten Reinigungs-Tüchern:
Durch dem Tuch anhaftenden Materialabrieb der beim ersten
Reinigungs-Vorgang aufgenommen wurde wie beispielsweise
Späne, Quarzsand-Partikel, Faser- und Material-Fragmente.
• die Scheuerwirkung von Gestrick-Oberflächen bei wiederholt
durchgeführten Reinigungs-Prozeduren.
Zumeist werden Reinraum-Tücher aus Rollenmaterial gefertigt.
Dabei handelt es sich um Gestricke aus Polyestergarn, aus
Polyamidgarn oder einer Kombination aus beiden Polymer-
Filamenten. Mit Hilfe von CO2-Lasern werden die Gestricke in
das vom Anwender bevorzugte Tuchformat geschnitten. Dabei
entstehen Temperaturen oberhalb des Verdampfungspunktes
der eingesetzten Kunststoff-Materialien, bei Polyester also
+352 °C. Dabei bilden sich an den Tüchern harte Schmelz-
Zonen von etwa 0,5 mm Breite (Abb. 13-16). Kommt es dann
beim Wischvorgang zur druckvollen Berührung zwischen Tuch-
kante und Oberfläche so besteht die Gefahr der Riefen- und
Kratzerbildung.
299