Page 300 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
P. 300
18.2 Relative Härte der Reibepartner Je nach Ritz-Härte des Substrat-Materials sind die Riefen mehr
oder weniger tief ausgebildet. Die Ritzhärte - auch Mohs-Härte
genannt - kennzeichnet den mechanischen Widerstand eines
Minerals gegen das Eindringen beim Ritzen mit einem scharf-
kantigen Gegenstand. Die Mohs-Härteskala umfasst zehn
Härtegrade von der Mohshärte 1 für das Referenzmineral Talk
bis zur Mohshärte 10 für das Referenzmineral Diamant.
Die nachstehende Tabelle Abb. 1 zeigt verschiedene Mohs-
Härten aktiver bzw. passiver Reibpartner.
aktiver Reibpartner passiver Reibpartner
Polyester 5,5 Acrylglas 2-3
Polyamid 5,3 Polycarbonatglas 2-3
Silikatglas 5-6
Tab. 1 Tabelle Mohs-Härtegrade der Reibepartner Saphirglas 7,0
Zur Eingliederung der Kunststoffe in die Tabelle wurden
die Vickers-Härtegrade für Kunststoffe in Mohs-Härte
umgerechnet.
Um Riefen- und Kratzerbildungen beim Wischvorgang zu
vermeiden muss die Härte des aktiven Reibpartners - (also
das Reinigungstuch) - geringer sein als diejenige des passiven
Reibpartners (also die Objektoberfläche). Daraus ergibt sich,
dass bei einer vorsichtig durchgeführten Reinigung von Silikat-
glas mit einem Polyestertuch die Glasoberfläche wahrscheinlich
nicht zerkratzt würde. Bei einem Acryl- oder Polycarbonatglas
wäre dies jedoch wahrscheinlich.
18.3 Sonderfall Zeolithe Ein Problem das gelegentlich im Zusammenhang mit der
Riefenbildung auf empfindlichen Produktoberflächen auftre-
ten kann steht im Zusammenhang mit der Verwendung von
Zeolith-haltigen Waschmitteln für die Dekontamination von
Reinraumtüchern und Bekleidung.Bei etwa einem Drittel der
in Deutschland produzierten Waschmittel werden synthetische
Zeolithe als Entkalker eingesetzt. Zeolithe sind Wasser-unlös-
liche Aluminiumsilikate, die in Partikelform von 0,2 - 9,0 mm
Durchmesser dem Waschpulver beigefügt sind.
Ist die Reinraumwäsche zum Zweck der Dekontamination mit
einem solchen Zeolithhaltigen Waschmittel gewaschen worden,
so kommt es leicht zu einer Verteilung der in der Waschflotte
gelösten Zeolith-Partikel. Nach dem Trocknungsverfahren
enthält das Textil dann größere Mengen von Zeolithpartikeln,
die bei Durchmessern über 5 μm zur Riefenbildung führen
können.
18.4 Visualisierung von Riefen und Die Miniaturisierung von Strukturen der Elektronik, Feinme-
Kratzern chanik und Optik brachte in den vergangenen Jahrzehnten die
Notwendigkeit der Entwicklung immer glatterer Oberflächen
mit immer höherem Reinheitsgrad mit sich. Ganz wesentlich
300