Page 305 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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Win Labuda
19. Das wischende Entfernen nanoskaliger Kontamination von
Oberflächen
Nano ist zur prägenden Technologie unserer Zeit geworden.
Eröffnet sie uns doch eine Vielzahl interessanter technischer
und auch ökonomischer Perspektiven. Nano steht schon
heute für einen weltweiten Umsatz von ca. 1,4 Bio US-$.
Vordringliche Applikationen sind - hier nur einige Beispiele -
die fortschreitende Miniaturisierung der Mikroelektronik, die
Bereitstellung selbst-reinigender, kratzfester oder biozider
Oberflächen, der zielorientierte Medikamenten-Transport
im menschlichen Körper wie bei der Magnetflüssigkeits-
Hyperthermie, der Einsatz bioverträglicher Schichten bei der
Zahnimplantation oder etwas trivialer - die Reduzierung des
Rollwiderstands von Kfz-Reifen. Im wichtigen Bereich Sensorik
ermöglicht die Nanotechnologie die Entwicklung von Biosenso-
ren für die Schadstoff- und Krankheits-Analyse.
Die ISO-Normung definiert Nanomaterialien erstens als
amorphe oder kristalline Objekte kleiner als 100 nm in ihrer
größten räumlichen Ausdehnung und zweitens als Nano-Struk-
tur-Materialien. Dabei sind Nano-Objekte in kugelförmige,
faserförmige und Plättchen-förmige Objekte gegliedert.
Bei erster Betrachtung scheint es, die Nanotechnologie könne
ein neuer Quell segensreicher Entwicklungen vieler Art sein.
Gleichwohl fürchten wir als dessen Begleiterscheinung auch
mögliche Gefahren, wie sie bedeutende Innovationen in der
Vergangenheit immer wieder mit sich brachten [1]. Denken
wir an das Dynamit, erfunden 1867 durch Alfred Nobel oder
die Kernspaltung 1939 beschrieben durch Lise Meitner. Aus
diesem Grunde wollen wir mit der vorliegenden Arbeit dazu
beitragen einige der bestehenden Möglichkeiten und Grenzen
des wischenden Entfernens von Nanopartikeln auf Oberflächen
geringer Rauigkeit aufzuzeigen.
Die Prozeduren des wischenden Reinigens gehören zu den
etablierten, meist gebrauchten mechanischen Verfahren der
Oberflächen-Reinigung. Reinigungs-Tücher im Sinne der vor-
liegenden Arbeit sind mehrfach dekontaminierte Tücher aus
Multifilament-Gestrick (siehe Abb. 1) zum wischenden Ent-
fernen von Oberflächen-Verunreinigungen im Größen-Bereich
zwischen etwa 10 nm und 1 µm. Für die wischende Fein- und
Präzisionsreinigung werden in der Praxis Polyester- oder
Abb. 1 Einzelmaschen in einem HiTech-Reinigungstuch. Polyamid-Gestricke eingesetzt. Die feinsten Gestrick-Tücher
Das HiTech-Reinigungstuch Microweb-UDG besteht aus haben etwa 1000 Maschen/cm². Jede Masche wird aus einem
> 300.000 solcher Maschen.
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