Page 260 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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rialien als auch die Handelswege überhaupt Zertifizierungs-
tauglich sind. Da stößt man dann möglicherweise schon an die
Grenzen von Zertifizierbarkeit.
Nachstehend sind in diesem Zusammenhang einige Argumente
Pro und Kontra die Erarbeitung und Implementierung neuer
bzw. veränderter Prüfmethoden für das Reinraum-Verbrauchs-
material aufgeführt:
14.4.8 Pro und kontra für die Einführung Pro
geänderter Verbrauchsmaterial- 1- Die konzeptionellen Fehler der amerikanischen Prüfvor-
Spezifikationen schriften ASTM und IEST würden korrigiert. Plausible
Prüfmethoden hätten vermutlich im außer-amerikanischen
Ausland eine höhere Anwender-Akzeptanz.
2- Die Gefährdungs-Hypothese das Verbrauchsmaterial
betreffend würde endlich einmal verworfen oder bestätigt.
Dadurch entstünde mehr Klarheit und Planungssicherheit
sowohl für die Anwender als auch für die Hersteller.
3- Das Reinraum-Verbrauchsmaterial würde als eigenständige
Produktgruppe stärker wahrgenommen als bisher.
4- Die Verbrauchsmaterial-Hersteller in den Schwellenländern
würden mehr als bisher motiviert, nach europäischen Spe-
zifikationen zu fertigen. Die Abgabepreise würden jedoch
wahrscheinlich steigen.
Kontra
5- Bisher sind Schadensfälle durch das Reinraum-Verbrauchs-
material nicht dokumentiert. Die Diskussion darüber ist
also künstlich herbeigeführt und basiert aus Sicht des
Autors auf einer Zweck-Behauptung interessierter Kreise
(z. B. institutionelle Zertifizierer).
6- Eine Korrelation zwischen Gebrauchs-Partikelfreisetzung
des Reinraum-Verbrauchsmaterials und der Prozess-
Ausbeute in reinen Fertigungsprozessen ist in der Literatur
bisher nicht beschrieben. Nur wenn eine solche nachge-
wiesen wäre, käme eine Spezifizierung bzw. Zertifizierung
des Reinraum-Verbrauchsmaterials überhaupt in Frage.
Bisher jedoch fehlt jeglichen Spezifizierungs-Versuchen
der Bezug zu einem Prozessparameter.
7- In jedem reinen Fertigungs-Prozess kommt es zur Parti-
kelfreisetzung. Diese ist Teil des Prozessgeschehens und
das Prozessziel wird - von katastrophischen Ausnahmen
abgesehen - dadurch nicht beeinträchtigt.
8- In der Halbleiter- und Pharma-Industrie gibt es Produk-
tions-Ausbeuten bis zu 99 %. Dies spricht generell für eine
ausreichende Reinraum- aber auch für eine hervorragende
Verbrauchsmaterial-Qualität. Handlungsbedarf besteht
also lediglich aus Sicht einer verschwindend geringen
Anzahl von Anwendern.
9- Bei auftretenden Problemen mit der Partikelfreisetzung im
Fertigungs-Umfeld kann der Anwender stets auf höherwer-
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