Page 66 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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Topographie-bedingter Tuch-Abrieb
                                                       Alle diese o. a. Annahmen gelten lediglich solange der Para-
                                                       meter: Partikel- und Faserabrieb in Abhängigkeit von der
                                                       Oberflächen-Topographie außer Acht gelassen wird. Die oben
                                                       erläuterten Annahmen würden zunächst einmal lediglich für
                                                       Oberflächen geringer Rauheit von z. B. < Rz 1 µm zutreffen.

                                                       HiTech-Wischmittel erfahren im Rahmen ihres Gebrauchs im
                                                       Wesentlichen drei Arten von Stress:
                                                       ● Den Abstreif-Stress im Rahmen der Verpackungs-Entnahme
                                                         (Herausziehen aus der Verpackung).
           Abb. 13 Schalenmethode nach Labuda (siehe auch   ● Den Gebrauchs-induzierten Biege-Stress im gasförmigen
           VDI 2083 Blatt 9.2): Rotations-Wischsimulator Mk II  Medium (Luft) durch Falten und Drücken des Wischmittels
                                                         nach der Verpackungs-Entnahme.
                                                       ● Den Abrieb-Stress im Rahmen der wischenden Bewe-
                                                         gung über die Objekt-Oberfläche mit einer bestimmten
                                                         Oberflächen-Rauheit.

                                                       Labuda et al. haben das Oberflächen-Rauigkeits-Problem
                                                       prüftechnisch so gelöst, dass bei der Prüfung Partikel-Abrieb
                                                       nach der „Schalenmethode nach Labuda“ (11.7.3) der Prüfling
                                                       unter konstantem Wirkdruck über eine definierte Weglänge in
                                                       einer V4A-Prüfschale von definierter Boden-Rauigkeit bewegt
                                                       wird. Dies kann mit unterschiedlichen Mess-Vorrichtungen im
                                                       Feucht- oder aber im Trockenzustand geschehen. Die somit
                                                       freigesetzten Partikel und Faserfragmente repräsentieren die
                                                       Gebrauchs-induzierte Partikelfreisetzung im Rahmen einer
                             Rauheit Rz 5              Wischprozedur. Nach beispielsweise trockener Partikelfreiset-
                                                       zung durch rotierenden Wischvorgang kann die V4A-Schale mit
                                                       DIW angefüllt werden, die abgeriebenen Partikel befinden sich
              Partikel-Abrieb   [Part/cm² Wisch-Fläche]  im DI-Waser und es kann eine Partikel-Zählung mittels Mikros-
                                                       kop oder automatischem Flüssigkeits-Partikelzähler erfolgen.

                                                       Partikel in der Luft
                                                       Neben Abrieb-Partikeln vom Wischmittel kommt es beim
                                                       wischenden Reinigungs-Vorgang anwendungsgemäß zur
                             Prüflings-Code
                                                       Gebrauchs-induzierten Partikelfreisetzung in die Umgebung
                                                       hinein. Diese zu messen sieht die IEST-Spezifikation jedoch
                            Rauheit Rz 27              nicht vor. Um die Mängel im physikalischen Prüfansatz der
                                                       IEST-Methode zu beseitigen war es nötig, Methoden zu entwi-
                                                       ckeln, die nicht auf der Basis der partikulären Material-Reinheit
              Partikel-Abrieb   [Part/cm² Wisch-Fläche]  des Wischmittels als Messgröße funktionieren. Vielmehr
                                                       sollte ein verbessertes Prüfkonzept möglichst eine Korrelation
                                                       zwischen Gebrauchs-induzierter Partikelfreisetzung aus dem
                                                       Wischmittel und der dadurch bewirkten Kontamination einer
                                                       Objekt- bzw. Prüf-Oberfläche aufweisen. Dieses Prinzip findet
                                                       sich vom Grunde her in dem seit Jahrzehnten bekannten sog.
                             Prüflings-Code
                                                       modifizierten Gelboflex-Prüfgerät /13.3.19), das ursprünglich
           Abb. 14 a + b Partikel-Abrieb ausgewählter HiTech-Rei-  zur Prüfung der Knitterfestigkeit von Kunststoff-Folien entwi-
           nigungs-Tücher (codierte Darstellung) bei zwei verschie-  ckelt worden war. Das Gerät wurde im Laufe der Zeit mehrfach
           denen Oberflächen-Rauheiten. Die Bestimmung erfolgte   den Bedürfnissen der Messung der Partikelfreisetzung aus tex-
           mittels Schalen-Methode nach Labuda mit dem Rotations-
           Wischsimulator Mark II. Werte gemittelt aus 6 Prüfungen.   tilen Werkstoffen in die Umgebung hinein angepasst (Abb. 17).

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