Page 78 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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5.2.1 Elektrische Ladungen im               Beispiel 1: Wie bereits erwähnt, sind besonders im Bereich der
           Fertigungs-Prozess                          nass-chemischen Reinigungsprozesse oftmals Teflon-Kassetten
                                                       im Einsatz. Diese Kassetten werden in speziellen Horden-
                                                       Lagerplätzen in unmittelbarer Nähe der Reinigungsanlagen
                                                       aufbewahrt. Durch die geringe Luftfeuchte und die laminare
                                                       Luftströmung laden sich die Kassetten bis zu einem Potential
                                                       von 20.000 Volt auf und ziehen somit Partikel an. Dabei ist der
                                                       Mensch, der im Bereich dieser Kassetten arbeitet die größte
                                                       Partikelquelle. Von der Kassetten-Oberfläche werden die Parti-
                                                       kel dann während des nachfolgenden Reinigungs-Prozesses in
                                                       die Flüssigkeit abgegeben, wodurch es wiederum zur Kontami-
                                                       nation der Wafer kommt.

                                                       Zur Verhinderung solcher Aufladungen werden von mehreren
                   Ionisator aus Oberfl.-Spannung 3,5 kV
                30                                     Herstellern Luftionisatoren angeboten. Es sind verschiedene
                                                       Typen von Ionisatoren erhältlich. In einer Halbleiterfabrik
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              Anzahl der Partikel  20          Pos.   1  müssen solche Ionisatoren nicht flächendeckend montiert sein,
                                                       sondern lediglich dort, wo unerwünschte Ladungen festgestellt
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                                                       werden. Diese Systeme können sowohl unter der Filterdecke,
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                                                       innerhalb von Minienvironments oder direkt im Halbleiter-
                                               Pos. 25
                 0 5                           Pos. 13  Equipment installiert werden.
                    0.20   0.25   0.50   Area Cnt      Sonderfälle gibt es in Stickstoff-Leitungen, bei Trocknungs-
                         Partikelgröße in µm
                                                       Anlagen, oder Ionisatoren mit Ventilator-Ausführung, bei
                   Ionisator aus Oberfl.-Spannung 0,1 kV  denen keine Luftströmung zum Ionentransport zur Verfügung
               30                                      steht.
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              Anzahl der Partikel  20          Pos.   1  Dass solche Systeme funktionieren, zeigt Abb. 2. Die Partikel-
                                                       Kontamination der Kassetten wird indirekt mit Hilfe von drei
               15
                                                       Siliziumscheiben gemessen, welche in diesen Kassetten an drei
               10
                                                       Der Einfluss von Luftionisatoren auf die Partikel-Kontamination
                                               Pos. 25
                0 5                            Pos. 13  Positionen (1, 13 und 25) 24 Stunden lang gelagert werden.
                                                       ist durch die gewählte Anordnung deutlich messbar. Insbeson-
                    0.20   0.25   0.50   Area Cnt
                         Partikelgröße in µm           dere die Anzahl von Partikeln > 2 μm, also echter Killerparti-
                                                       kel, sind bei eingeschaltetem Ionisator deutlich reduziert. Als
           Abb. 2 Einfluss von Luftionisatoren auf die Partikel-  Ergebnis lässt sich feststellen: Ionisationssysteme welche über
           Kontamination (AreaCount = Partikel > 2 μm)   den Kassetten-Lagerplätzen der Reinigungs-Prozesse montiert
                                                       sind, reduzieren die Partikel-Kontamination deutlich.
                                                       Beispiel 2: Eine weitere Partikelquelle, welche durch den
                4000                                   Einbau eines Ionisators beseitigt wurde, zeigt Abb. 3. Bei
              Aufladung (V)  -2000 0                   einem Vertikal-Diffusionsofen treten auf der Scheiben-Ober-
                2000
                                                       fläche immer wieder Domänen hoher Partikelkonzentration
                -4000                                  auf. Die Ursache hierfür wurde im Rahmen der Defekt-Analyse
                                                       entdeckt: Elektrostatische Aufladung der Scheiben. Der
                   250  500  750  1000  1250  1500  1750  2000
                                                       Waferhandler, welcher die Scheiben aus der Kassette entnimmt
                               Zeit (s)                und in das Quarzboot befördert war in diesem Falle nicht-
                                                       leitend ausgeführt. Durch die Reibung zwischen Waferhandler
           Abb. 3 Aufladung des Quarzbootes beim Beladen der
           Testwafer, ohne Ionisation. (Auf diesem Quarzboot haben   und Scheiben-Rückseite entsteht eine Ladung, welche beim
           bis zu 100 Wafer Platz, die Beladung dauert ca. 2000 s.   Abgeben des Wafers an das Quarzboot weitergegeben wird.
           Es wurden Testwafer mit unterschiedlicher Rückseiten-Be-
           schaffenheit auf ein Boot geladen. Durch die Reibung mit   Bei einer Prüfsequenz mit 100 Scheiben konnten in Abhängig-
           dem Waferhandler entstehen dann postive, negative oder
           eben keine Aufladungen.)                    keit von der Waferbeschaffenheit der Rückseiten (Poly–Sili-

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