Page 239 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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Prüfmethoden betreffen ausschließlich die Simulation der
                                                       Gebrauchs-Partikelstreuung, nicht jedoch diejenige des Parti-
                                                       kelabriebs oder der Flächen-Übertragung filmischer Kontami-
                                                       nation. Dafür gibt es andere Prüfmethoden, die wiederum in
                                                       der Literatur beschrieben sind [17].

           14.3.4 Beispiel: Endotoxin-Partikel         Um Pyrogene in textilen Strukturen wie Reinigungs-Tüchern
                                                       oder anderen Strukturen unschädlich zu machen, wird nor-
                                                       malerweise eine Temperierung mit einem bestimmten Tempe-
                                                       ratur-Profil durchgeführt. Anschließend wird der Erfolg dieser
                                                       Behandlung geprüft. Für die Prüfung der verbliebenen Pyro-
                                                       gene gibt es etablierte Verfahren:
                                                         Kaninchentest: Dabei wird der Anstieg der Körpertempera-
                                                         tur von Kaninchen nach intravenöser Injektion der Pyrogene
                                                         gemessen.
                                                         Limulustest (LAL-Test): Er ist etwa 100-mal empfindlicher als
                                                         der Kaninchentest, wirkt jedoch lediglich auf das Endotoxin
                                                         gramnegativer Bakterien. Der Test spricht bereits bei einer
                                                         Untergrenze von 100 gramnegativen Bakterien pro ml an.
                                                         EndoLisa-Test: basiert auf einem Bakteriophagen-Protein mit
                                                         dessen Hilfe das Endotoxin gramnegativer Bakterien quanti-
                                                         tativ an eine Mikrotiterplatte gebunden wird. Danach erfolgt
                                                         ein Waschvorgang zur Entfernung störender Substanzen
                                                         der Probenmatrix. Mittels des rekombinanten Faktors C und
                                                         eines fluoreszierenden Substrats lässt sich der Endotoxin-
                                                         Gehalt bestimmen.
                                                         ImmuStick: Im Juli 2016 wurde vom Fraunhofer-Institut für
                                                         Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ein Teststreifen
                                                         „ImmuStick“ vorgestellt [18], um schnell und ohne großen
                                                         apparativen Aufwand Bakterien, Pilze und Viren auf Ober-
                                                         flächen nachzuweisen. Dabei bedarf es für den Nachweis
                                                         geringer Pyrogen-Spuren. Ein Teststreifen wird mit einer
                                                         vom Prüflabor zubereiteten Flüssigkeit beträufelt, die mit
                                                         Pyrogenen angereichert sein könnte. Eine Farbreaktion des
                                                         Teststreifens weist auf ein positives Ergebnis hin. Mit diesem
                                                         Stick wären einfache Labortests von Produkten für die
                                                         Medizin- und Pharma-Industrie möglich. Die Markt-Einfüh-
                                                         rung des Teststreifens steht noch aus.

           14.3.5 Beispiel: Oligomer-Partikel          Je nach Fertigungshistorie der verwendeten Garne können den
                                                       Filamenten eines Rohgestricks/gewebes je nach Fertigungs-
                                                       Historie mehr oder weniger Oligomere angelagert sein. Es ist
                                                       daher für den Converter (engl. für Verbrauchsmaterial-Herstel-
                                                       ler von HiTech-Reinigungs-Tüchern) nicht unwichtig, den par-
                                                       tikulären Zustand der Gestricke zu kennen. Sind doch von der
                                                       gemessenen Partikelmenge die weiteren Behandlungsschritte
                                                       bzw. deren Dauer abhängig. Da der Oligomeren-Austritt aus
                                                       der Polyester-Matrix direkt von der Temperatur der diver-
                                                       sen Verarbeitungsschritte abhängt, kann der vergleichende
                                                       Oligomeren-Bestand Anlass sein auf die Verarbeitungs-Tempe-
                                                       ratur in den Fertigungs-Vorstufen Einfluss zu nehmen um die


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