Page 234 - Zur Reinheit funktionaler Oberflächen
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möglichst homogener Verteilung auf einem Kulturmedium-Gel
befinden, so dass die gebildeten Kolonien mit dem bloßen
Auge sichtbar sind.
Pyrogene sind entzündlich wirkende Stoffe, die z. B. bei
parenteraler Gabe (Injektion) Fieber erzeugen können. Es wird
zwischen bakteriellen und Virus-Pyrogenen sowie Pyrogenen
nicht bakteriellen Ursprungs unterschieden.
Endotoxine sind eine Untergruppe der Pyrogene. Sie sind eine
Klasse chemischer Verbindungen, die als Zerfalls-Produkte von
Bakterien beim Menschen unerwünschte physiologische Reakti-
onen auslösen können wie beispielsweise Endotoxin-induzierte
Sepsis, Störungen der Mikrozirkulation und Koagulopathien
durch Aktivierung der Blutgerinnung und Fibrinolyse.
14.2.10 Filmische Kontamination Auf Oberflächen des Reinraum-Verbrauchsmaterials befindet
sich außer der partikulären fast immer auch filmische Kontami-
nation. Der folgende Abschnitt betrifft ausschließlich diejenige
Kontamination, die funktionalen Material-Oberflächen als Film
angelagert ist. In oder auf ihr befinden sich aber zumeist auch
Partikel.
Wir unterscheiden zwischen:
• Kontakt-Kontamination
Fingerabdrücke, Kleber- , Farb- und Fett-Rückstände
• Verteilungs-Kontamination
Verschmieren durch Kontakt, Druck und Bewegung,
wischende Reinigungs-Prozeduren
• Emissions-Kontamination
Atmen, Husten, Niesen, Maschinenabgase
• Luft-Oberflächen-Kontamination
Wasserdampf-Sedimentation, Gasrückstände
Wischende Reinigungs-Vorgänge werden beispielsweise im
reinen Arbeitsumfeld mit Hilfe von Wischmitteln (Reinraum-
Tücher, Swabs [Reinigungs-Stäbchen], Mopps) durchge-
führt die nicht-flüchtige Rückstände aus ihren Herstellungs-
Prozessen enthalten. Bei diesen Vorgängen kommt es zum
Reinigungs-typischen Stoffaustausch: Einerseits kommt es zu
einer Reduzierung der Verunreinigungs-Masse auf der Objekt-
Oberfläche, gleichzeitig zu einem Transfer von Inhaltsstoffen
aus den Wischmitteln auf die Objekt-Oberfläche.
Filmische Verunreinigung von Oberflächen ist am besten
durch den jedermann bekannten Fingerabdruck charakteri-
siert. Fingerabdrücke bestehen aus dem Oberflächen-Fett der
Epidermis. Diese enthält Talgdrüsenfett, veresterte Fettsäuren,
Wachse, Glycerin und unverseifbare Fette wie z. B. Choleste-
rin. Infolge wiederholter Kontakte insbesondere mit Material-
Abb. 5 Wischendes Entfernen eines Fingerabdrucks - vor Oberflächen befinden sich insbesondere an den Fingerkuppen
und nach dem Wischen, oben Fingerabdruck im Differen-
tial-Interferenz-Kontrast; Unten Rückstände nach Wisch- auch Hautschuppen, Fremdstoff-Partikel so wie Bakterien,
vorgang sichtbar, Zeiss-DIC, Foto-Mikroskop III Viren und Pilze. Die allgemein akzeptierte Vermeidens-Stra-
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