Win Labudas Mauerbilder - page 3

sich einerseits schützend vor den Menschen stellt, ihm auf der anderen
Seite aber auch ein unüberwindliches Hindernis sein kann, machte sie zu
einem angreifbaren Monument gesellschaftlicher und politischer Ausein-
andersetzung.
Der erste Akt der Befreiung in der Französischen Revolution ging einher
mit der Zerstörung einer Mauer. Die Bastille war zum Symbol für Unter-
drückung und absolutistische Herrschaft des französischen Kaiserreiches
geworden und sie musste fallen, zum Zeichen eines Neubeginns. Seit
diesem Tage sind der Begriff Mauer und ihr Fall unweigerlich mit dem
Glauben an die Freiheit verbunden. So war auch das bedeutendste
Ereignis der jüngeren deutschen Geschichte mit dem Fall einer Mauer
verbunden. Hier war die Mauer das reale und symbolische Monument
der gewaltsamen Teilung eines Volkes geworden und erst als diese Mauer
erklommen und überwunden war, wurde die Freiheit zur Realität.
Das Graffiti
Das Zeichen an der Wand, der Protestschrei, die Liebeserklärung oder der
Hilferuf haben eine Kraft, welche aus ihrer Unmittelbarkeit heraus
entsteht. Kaum eine andere Art von Mitteilung erreicht die Intensität von
Pinselstrichen oder Kerbungen an einer Mauer. Einen Teil ihrer Wirkung
beziehen solche Graffiti aber auch aus der Zerstörung fremden Eigen-
tums. In aller Heimlichkeit und Schnelle ausgeführt und für den
Schreiber, den Maler, stets verbunden mit der Gefahr des Gestelltwer-
dens, demonstrieren die Graffiti auch immer einen Widerstand gegen
Recht und Ordnung; und so ist die Mauer auch heute noch Zeichenbrett
derer, denen eine Botschaft in der Seele brennt.
Die Geschichte des Graffiti steht im engen Zusammenhang mit der
Geschichte der Kommunikation, also der Übertragung von Gedanken,
9 -
weiße Übermalung I,
F 085
10 -
Hommage an Barnett
Newman I,
F 012
3
7 -
Hand, gestreckter
Mittelfinger,
F 098
8 -
Les Justes,
F 042
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...21
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