Win Labudas Mauerbilder - page 13

13
31 -
Tor zur Arena,
F 132
32 -
unendlich verschlos-
senes Tor I,
F 020
ander grenzenden Steinquadern zu sehen, wobei das Wort selbst auf dem
obersten, querrechteckig gelagertem Stein erscheint. Es ist nicht genau
auszumachen, ob das Wort einstmals auf den Stein geschrieben war oder
ob die schemenhaften Lettern durch ein Schild entstanden, welches
nicht mehr existiert. Das Wort selbst ist nur noch schwer auszumachen;
trotzdem behält es auf diesem Bild seine Aussagekraft. Hier haben wir
eine aus behauenen Steinen gefügte Mauerfläche, ein Zeichen dafür, dass
es sich um ein offizielles Gebäude handeln könnte. Das Wort NON darauf
schimmert wie eine Erinnerung an die Geschichte Frankreichs, an den
Widerstand der algerischen Franzosen, welche Mitte des vergangenen
Jahrhunderts gegen die Abspaltung ihrer Heimat vom französischen
Mutterland kämpften und diesen Kampf verloren.
Bei
F67 (20),
ist das Wort Paris auf einer Wand auszumachen, an der die
Zeit ihr zerstörerisches Werk nahezu vollendet hat. Auch hier scheint das
Wort Paris einstmals durch angebrachte Lettern an dieWand geschrieben
worden zu sein. Die offensichtliche Vernachlässigung und Verwahrlosung
der Wand gehen einher mit der nur noch andeutungsweise erkennbaren
Schrift. Nostalgie mag den Fotografen zu dieser Aufnahme bewogen
haben, der einstmalige Glanz Pariser Nächte, Erinnerungen an eine
längst vergangene, goldene Zeit.
Bei
F117 (22)
sieht man gemalte Buchstaben auf der Wand, die von
anderen Schriften überlagert werden oder verblassende Buchstaben
überdecken. Dabei ist die untere Hälfte des Bildes eine unbeschriebene,
graue Mauerstruktur und darüber auf einer helleren und glätteren
Mauerfläche erscheinen die unterschiedlichen Daseinszustände des
geschriebenen Wortes, die aber allesamt Vergangenes widerzuspiegeln
scheinen. Das offizielle Schriftbild und der genormte Buchstabe
entfalten für den Fotografen ihre Faszination nur im Zustand des Verfalls.
Das Abblättern der Farbe, des Verputzes und das langsam damit einher-
gehende Verschwinden der Schrift nehmen sein Auge gefangen. In diesen
Werken klingt erneut das Moment der Zeit, der Vergänglichkeit an, die
uns mit den Grenzen unseres Daseins konfrontiert.
Geständnisse und Botschaften
Eine ganz andere Stimmung verbreiten die Geständnisse und
Botschaften des einzelnen Kritzlers an der Wand, die wir auf den Fotogra-
fien
F59 (17), F118 (24),
und
F63
(18) sehen können. Bei
F59 (17),
hat ein
Unglücklicher auf eine dunkle Wand, die auf der linken Hälfte weiße
Bemalungen aufweist, den Satz „I am sad, dont you know“ (Ich bin
traurig, weißt Du das nicht?) auf die Wand geschrieben. Richtet er sich
damit an einen bestimmten Menschen oder an die ganze Welt? Er
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14,15,16,17,18,19,20,21
Powered by FlippingBook