Win Labudas Mauerbilder - page 7

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monochrome und ebene Mauerfläche werden wir aber in diesem Werk
nicht antreffen. Der Focus und die Wahl der Ausschnitte beinhalten
zumeist Teile einer Oberfläche von geometrischer oder auch quasi-
geometrischer Abstraktion oder aber sie zeigen uns Formen, welche wir
spontan mit einem freien malerischem Gestus in Verbindung bringen.
Bildnerische Aspekte im Sinne malerisch anmutender Formen können
wir bei der Fotografie
Werksverzeichnis F19 (1)
entdecken. Die unver-
sehrte Oberfläche einer Wand ist hier aufgebrochen. Eine sich unregel-
mäßig verbreiternde Rinne bewegt sich von links oben zur rechten
unteren Ecke des Bildes. Die daran angrenzenden Wandflächen
erscheinen im oberen Teil in dunkleren Tönen, im unteren Teil in hellem
Grau- und Weiß. Im dunklen Teil befindet sich links oben eine nahezu
kreisrunde kleine, helle Fläche, die mit ihrer Umgebung kontrastiert. Es
ist denkbar, dass die Rinne im Laufe der Zeit durch die zehrenden Kräfte
von Regen undWind entstanden ist. Jedenfalls sehen wir die unversehrte,
ebene Mauer unserer Vorstellungswelt aufgebrochen, verletzt und der
wehrhafte und abschirmende Aspekt des Begriffs Mauer wirkt nun ins
Gegenteil gewandelt. Diese Stelle hat in zweifacher Hinsicht besondere
Bedeutung: Zum einen kann man in dem nuancenreichen Wechsel von
Hell und Dunkel und in den reliefartigen Strukturunterschieden
zwischen ebener Fläche und Aushöhlung die malerisch anmutenden
Formen dieser Maueroberfläche erkennen, zum anderen wird das
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vergangenes Paris,
F 067
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Platanenrinde I,
F 005
erscheinen, aber auch abstrakt erscheinende Mauerstrukturen und
Mauerbemalungen. Da gibt es das gesprühte Graffitimännchen, die Krei-
deinschrift eines Liebenden oder die Schriftgravur in Baum oder Stein. Es
gibt aber auch die ebene, verputzte Mauer mit den Spuren sorgfältiger
Restauration, kontrastierende Flächen oder das Schattenspiel einer
schmiedeeisernen Form. Man bemerkt auch, dass die Untergründe nicht
immer nur Mauer im strengen Sinne des Wortes sind, sondern wir sehen
Bäume, Mauern, Wände, aber auch Tore und Türen aus Holz oder Eisen.
Die Aufzählung macht die Mannigfaltigkeit sowohl der Motive als auch
der Untergründe deutlich, welche trotz des geschlossenen Themen-
kreises, das Werk kennzeichnet. Der Begriff Mauer steht für sie alle. Sucht
man die tiefergehende Auseinandersetzung mit den fotografischen Blät-
tern, so lassen sich nachfolgend wiederkehrende Motivgruppen und
Themen nebeneinander stellen und zueinander in Beziehung setzen.
Wandstrukturen
Den Einstieg in diesen Teil des Oeuvre bilden jene fotografischen Werke,
welche nackte, unveränderte Mauerstruktur zeigen. Eine durchgehend
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